10. März 1972, Freitag: Probeabschlussprüfung

Eines ist klar: an jenem Freitag tauchte am Horizont das Ende unserer Zeit an der Bez auf.

Man kann die Klasse auf die Abschlussprüfung vorbereiten, dachte sich Caduff sicher, und man soll das auch, frühzeitig. Im Fach Französisch wäre das schwierig gewesen, da fehlte uns noch viel, aber im Deutsch geht das. Einen Schlussaufsatz kann man schon Ende der Dritten schreiben. Vielleicht reifen die sprachlichen Finessen noch aus und auch die gedankliche Schärfe, aber versuchen kann man es. Und dann eröffnet sich erst noch – zumindest für die Lehrer, nicht für uns – die Möglichkeit, die echten Abschlussprüfungen der Viertbezler mit den unseren zu vergleichen. Denn: am 10. März 72 bekamen wir die 'scharfen' Themen der Abschlussprüfung vorgesetzt, an denen sich die vierten Klassen wenige Tage zuvor abgearbeitet hatten.

Wie das Thema Nummer 1 genau lautete, das ich gewählt habe: ich weiss es nicht. Überschrieben ist der Aufsatz nur mit Thema 1 der Abschlussprüfung 1972. Der Text dreht sich um Folgendes: In der Zeitung erfahre ich vom Tod eines Mädchens, das aus einem Erziehungsheim ausgebrochen und wenig später an Unterkühlung gestorben ist. Das Mädchen hatte einst in der Nachbarschaft gewohnt, und ich hatte sie kürzlich im Heim besucht. Eine fiktive Geschichte erzählen, darum ging es hier.

Pia hat ein anderes Thema gewählt: Reklame. Anhand von Beispielen aufzeigen, wie Reklame – auch auf einen selbst – wirkt. Und argumentieren, was für und was gegen Reklame spricht. Eine ganz andere Aufgabe also. Wunderbar, wie Pia die Fa-Werbung schildert: Wie die Badenixe, die gerade den Wellen entsteigt, einem zuruft: "Probieren Sie 'Fa', damit auch Sie die Frische des Ozeans (…) spüren!" Und siehe da: "Wenn wir Turnen haben, nehmen wir Mädchen meistens einen Spray mit und damals hatten wirklich die meisten Mädchen 'Fa'-Spray."

Ob erzählen oder argumentieren: Das Trainieren für die Abschlussprüfung hatte begonnen.

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Link zu allen Aufsätzen während unserer Zeit in der Klasse 3b.