Anfang April 1971: Schülerzeitung Nummer 6

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Der Ton, die Form: alles verrät es: Die Schüler(innen?) hatten erstmals das Vorwort gekapert:

 'Tötende Rohre': "Der Umweltschutz MUSS im Grossen angepackt werden, sonst hat es keinen Zweck." Das schreiben T.O. (Thomas Oggenfuss aus der 3c?) und E.S. (Erika Strub, 3b?): Zwei Vorfahren der 'Klimajugend'. Heute werden die beiden wohl um die 65 sein, pensioniert. Wenn sie mit 25 Kinder bekommen haben und diese Kinder ihrerseits mit 25 Kinder, so sind die EnkelInnen von T.O. und E.S. heute 15, und sie bewundern vielleicht die Klima-AktivistInnen, die in der Filiale einer Lausanner Grossbank Tennis gespielt haben.

Die 'tötenden Rohre': das sind die Auspuffrohre von Autos und Töffs, die Triebwerke von Flugzeugen. Aber es sind auch die vielen Abwasserleitungen, die "in Bäche, Flüsse und Seen münden." Stichwort Kläranlagen. Noch nicht alle Haushalte sind angeschlossen. "Leider ist es noch vielerorts so, dass noch alle Leitungen in den nächstliegenden Bach fliessen und dort alles verseuchen." Das müsse sich ändern, schreiben die beiden. "Wir wissen, es kostet Geld, sehr viel Geld. Aber was ist uns lieber? Gesundheit und langes Leben, oder Krankheit und Leiden? Ich glaube, das sehen alle ein."

f.w. (Franz Widler aus der 3c?) schreibt über 'Das Schicksal der Wale'. Weil man sie in grosser Zahl fängt, sind sie bedroht: Sie ziehen sich in die Eismeere zurück, doch auch dort lauern die Waljäger, fangen sie, ziehen sie an Bord, um sie gleich auf diesen "schwimmenden Fabriken" zu verarbeiten: "Umfangreiche Behälter füllen sich mit goldgelbem Tran, mit Leberöl und verschiedenen anderen Extrakten. In Kühlräumen lagern Tonnen von Fleisch. Dazu kommen Fleischmehl, Knochenmehl und was sonst noch gewonnen wird. "

'Mörderische Parabolica': "Die Parabolica, eine Haarnadelkurve, ist die Todeskurve des mörderischen Kurses von Monza." s. berichtet darüber, wie Jochen Rindt am 5. September 1970 während einer Trainingsfahrt verunfallt und stirbt.

Lehrer Grossholz hat Gedichte von SchülerInnen zusammengetragen und veröffentlicht hier einige. "Klangmotive, Rhythmen und Reime wecken in den Kindern selber schöpferische Kräfte", schreibt er. So entstünden "Wortspielereien, Verse und Sprüche". Und wenn sie selbst schrieben, werde die "Begegnung mit echten Gedichten (…) tiefer, reicher, inniger." Die Gedichte der SchülerInnen stammen von Gaby Sch. 1a / Lisbeth B. 1a / Victor St. 1a / Bernhard B. 1a / Josef Z. 2c / Adrian R. 2c / Doris H. 2c / Susanne Z. 2c / Bernadette S. 2c / Richard C. 1a / Esther Oe. 2c / Judith E. 1a

'Jenseits der Grenze': Eine weitere Folge des Krimis von Alistair MacLean.

Die Klasse 1c hat sich offenbar mit dem Jassen befasst. Jedenfalls ist von ihr eine kleine Abhandlung unter dem Titel 'STOECK – WIS – STICH' zu lesen: über die Geschichte, wer damit spielte (die Soldaten während ihren Einsätzen etwa), wer und was auf den Karten abgebildet war (u.a. General Dufour mit einer 'Dufour-Karte' in der Hand), und dass das Jassen nicht überall gern gesehen war. Auch wir haben Stunden mit Jassen verbracht, nicht zuletzt in der BDB. Aber das hat glaub ich niemanden gestört.

'Interview mit Gerald Rigolet': Röbi und ich haben im März Gérald Rigolet telefonisch befragt, den Torhüter und Helden der Schweizer Eishockey-Nationalmannschaft. An der B-Weltmeisterschaft in der Schweiz war er massgeblich daran beteiligt, dass die Schweiz das Turnier gewann. Fragen zum Eishockey, aber auch, welche Musik er hört und ob er lange Haare bei Männern mag.

'BRUM' – "neben bussi-bär und dem bremgarter-bezirksanzeiger das beliebteste underground-magazin der umgebung." "m schiesser und e dubach" zeichnen verantwortlich für Redaktion, Graphik, Assistenz, Mode, Inserate, Titel, Gesamtidee und Wettbewerbe. Sie bringen in dieser Ausgabe vorallem "neues aus der popwelt": Man erfährt, dass die Kinks nach 'apeman' demnächst den Titel 'elephant-woman' herausbringen würden und sich mit einem Projekt namens 'camel-child' trügen, und vieles mehr. Alles kleingeschrieben. Am Schluss dann allerdings outen sich Mathias S. und Ernst D. aus der 3a: BRUM müsse man nicht unbedingt ernst nehmen; es sei nur "eine Parodie auf die sogenannten Untergrund-zeitschriften".

'Lebenslauf': Sibylle Meier aus der 1b erzählt die merkwürdige Geschichte eines merkwürdigen Wesens, das am 12. August zur Welt kam, "gerade an meinem Geburtstag". Sie waren zu dritt zu Hause, die Kinder: "Wir alle hiessen Fritz, nur der Felix hiess Konrad." In der Schule war Fritz keine Leuchte und auch sonst im Leben eher ein Pechvogel. Aber ein lustiges Kerlchen.

Die Geschichte geistert in dieser oder in leicht abgewandelter Form im Internet herum – aber nie steht, wer sie eigentlich geschrieben hat. Vielleicht Sibylle? Vielleicht aber auch nicht.

'TYPEWRI _ TOONS': Eine ganze Seite mit Mini-Geschichten, erzählt mit Zeichen aus der Schreibmaschine. Wer hat sie getippt?

 

'Das waren noch Zeiten': Mathias Schiesser gibt uns sein Ehrenwort dafür, "dass alle hier abgedruckten Inserate und kleineren Anzeigen aus alten Zeitungen stammen und wortwörtlich zitiert wurden, obschon viele daran zweifeln werden, wenn sie diesen Artikel zu Ende gelesen haben." Wenn man's nicht glaube, könne man sich bei ihm melden. Ein Beispiel: Der "bekannte und geschätzte Alt-Stadtkassier" E. Sigrist ist verunfallt. "Bei einem Wirbelsturm traf ihn ein abgerissener Stadtteil so entfintlich an die Schläffe, dass besagter Mann auf der Stelle starb."

Zum Abschluss und ohne Kommentar die BIZ-HITS. Simon & Garfunkel stehen mit Bridge Over Troubled Water zuoberst. Schön vereint nebeneinander auf den Plätzen 8, 9 und 10 die drei Beatles McCartney (Another Day), Lennon (Mother) und Harrison (What Is Life). Fehlt nur noch Ringo.