Turnschuhe

Es gibt ein bekanntes Foto, das den Politiker der Grünen, Joschka Fischer zeigt, wie er im deutschen Bundesland Hessen als Minister vereidigt wird:

Fischer trägt Turnschuhe – als Minister. Die Schuhe stehen heute im Museum.

Das war 1985.

Diesen Oktober, 2021, fand in Zürich die 'Sneakerness' statt: Tausende von meist jungen Leuten, die sich in einer grossen Messehalle um Turnschuhe / Sneakers scharen. Schuh-Raritäten, die mehrere Tausend Franken kosten. Und im Design Museum in London war vom Mai bis im Oktober 2021 eine Ausstellung zu sehen unter dem Titel 'Sneakers Unboxed: Studio to Street'.

Turnschuhe hiessen während unserer Zeit an der Bezirksschule Turnschuhe und nicht Sneakers. Nicht nur, weil englische Ausdrücke damals noch nicht so verbreitet waren wie heute, sondern auch, weil das Wort ziemlich genau sagt, wann man die Schuhe anzog: zum Turnen. Die Herren Caduff und Grossholz und Steimen etc. wären im Leben nie mit Turnschuhen zur Arbeit erschienen. Das führte dann erst Herr Fischer ein. Er trug übrigens Nike – die gab es zu unserer Zeit an der Bezirksschule noch gar nicht.

Turnschuhe waren damals nicht Kult. Aber egal war es trotzdem nicht, was man an den Füssen trug. Wie es bei den Töfflibuben die Ciao-Fraktion und die Puch-Fraktion gab und in der Musik die Stones- und die Beatles-Fraktion, so gab es bei den Turnschuhen eigentlich auch nur zwei Fraktionen: Adidas und Puma. Die Marken der beiden zerstrittenen Brüder Adolf Dassler (Adidas) und Rudolf Dassler (Puma) teilten damals die Welt der Sportschuhe mehr oder weniger untereinander auf.

Eigenartig ist auch, dass während unserer Bez-Zeit zwei der erfolgreichsten Modelle praktisch gleich hiessen: Adidas Rom und Puma Roma.

Adidas Rom
Puma Roma

Ich glaube, dass ich damals grad beide Modelle toll gefunden habe. An den Füssen hatte ich dann aber – mindestens am Sporttag in der 4. Bez – Puma, während der Handballer mit den roten Trainerhosen womöglich die Adidas Rom trug.

Allerdings: man konnte im Sport durchaus auch ganz ohne Turnschuhe gute Resultate erzielen:

Röbi barfuss beim Weitsprung

Neben Adidas und Puma gab es sicher noch andere Turnschuhe, markenlose. Und ja, dann gab es noch die Marke aus der Schweiz. Künzli. Die Schweizer Fussball-Nationalmannschaft trug eine Weile Künzli, und auch auf kleineren Sportplätzen stand die Marke in hohem Ansehen. Künzli gibt es heute noch, und dieses Jahr hat die Firma sogar eine Retro-Serie lanciert. Sieht immer noch ziemlich stylisch aus.

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Veröffentlicht: 2.11.2021