James Last: einer für alle

Eine meiner Nichten hatte einmal einen Freund, einen adretten jungen Mann, Anfang zwanzig, als ich ihn kennenlernte. Er ging oft ins Kino, kannte fast alle Filme, die ich kannte, und punkto Musik hätte man denken können, er sei mit uns in die Bez gegangen. Kannte jede Band und jeden Song, und ich brauchte nur einen Titel von damals zu erwähnen, und er begann zu schwärmen.

Wenn ich in der Bez in Bremgarten so gewesen wäre wie er: ich hätte für Glenn Miller geschwärmt und Bing Crosby und Louis Armstrong, für die Andrews Sisters und Lale Andersen, die von Lili Marlen sang so schön.

Link zum Song: Bing Crosby: Only Forever

Ich hätte von all diesen Idolen geschwärmt – wie meine Mutter. Aber ich schwärmte nicht für sie, sondern für Creedence Clearwater Revival und George Harrison und die Kinks, für Melanie und Janis Joplin mit ihrem Bobby McGee. Und all das fand meine Mutter nur schrecklich, nur Lärm.

Und nun kommt eben James Last ins Spiel. James Last war so etwas wie die Brücke zwischen den Generationen. Auch wenn seine Musik nicht 'echt' war, so schien die echte Musik doch hindurch durch diesen Sound. Ich hörte zwar nicht das Original, und trotzdem hörte ich es. Und meine Mutter? Sie erinnerte James Last wohl ein wenig an die big bands ihrer Jugend. Und so machte James Last Musik, die die ganze Familie hören konnte.

Die Plattencovers zeigten meist den Meister, mit oder ohne sein Orchester, und im Titel war fast immer etwas mit non stop dancing:

 

James Last war als Hans Last 1929 in Bremen zur Welt gekommen. Er war lange der Inbegriff von Easy Listening, prägte auch den Begriff 'Happy Sound' für seinen Stil, mit dem er "ab 1965 rund zwei Jahrzehnte lang einen so grossen Erfolg hatte, dass er zeitweise für nahezu 30 Prozent der Schallplattenverkäufe von Polydor Deutschland sorgte." (wikipedia) Nach der gleichen Quelle erreichten 13 seiner Alben Platz 1 der deutschen Album-Charts, und mit den über 200 Goldenen und den 17 Platin-Schallplatten hätte er wohl ein grosses Zimmer dekorieren können. Gestorben ist er 2015.

Wie James Last Originaltitel in Happy Sound übersetzte, mag dieser Vergleich zeigen: Das Original, Shady Lady von Shepstone & Dibbens aus dem Jahr 1973:

Link zum Song: Shady Lady

Und die Version von James Last:

Link zum Song / Link zum Video

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Zum Juli 1971 / 10.7.2021