19. Februar 1972, Samstag (ca.): Schülerzeitung Nummer 9?

Die bisherigen Schülerzeitungen waren alle auf irgendeine Art mit einer Nummer versehen. Diese nicht. Und zwischen Nummer 8 und Nummer 13, die wieder nummeriert ist, haben sich nur zwei Zeitungen erhalten statt deren vier, wie zu erwarten wäre. Ob diese Ausgabe hier also die Nummer 9 ist: ich weiss es nicht.

Aber immerhin: datieren lässt sie sich einigermassen. Sie muss wohl im Februar 1972 erschienen sein.

Link zur ganzen Zeitung (PDF)

Keine einleitende Seite diesmal, nur, oben auf der ersten Seite, die Ankündigung: "In dieser Schülerzeitung beginnt eine neue Serie von Interviews, in welchen Euch Lehrer unserer Schule näher vorgestellt werden." Und damit geht's gleich ins erste

Interview, Rektor Bernhard 'Beni' Knecht

Knecht war vier Jahre lang am Gymnasium in Sarnen, als Internatsschüler bei den Benediktinern. Nach der A-Matur wollte er ursprünglich Medizin studieren, überlegte es sich aber anders, nachdem er ein paar Monate an einer Schule in Rheinsulz eine Lehrer-Stellvertretung übernommen hatte. Drei Jahre Uni Zürich führten zum Bezirkslehrerpatent. Es folgten zwei Jahre an der Bez Leuggern, bevor er als Lehrer nach Bremgarten kam.

Wenn stimmt, was Lehrer Caduff in einer späteren Schülerzeitung sagte, dass nämlich die Lehrer Knecht, Rohr und Caduff alle Jahrgang 1942 hätten, dann wäre Knecht im Frühling 1970 mit 27 oder 28 Jahren bereits Rektor in Bremgarten gewesen.

Die Fragen stellte dem Rektor F.W. aus der 2a, vermutlich Frank Wyler.

Wintergedichte

Die Schülerinnen der 2b haben den Winter auf sich wirken lassen. Bernadette Karpf, Christina Brem, Christa Giger und Sybille Meier veröffentlichen hier Gedichte.

"Einsam,
verlassen,
zwischen Wiesen und Feldern eingebettet
von einem weissen, hauchdünnen Schleier umhüllt
liegt er da,
der Wald.

Schwere Last neigt die Äste der Fichten.
Kahl und leer stehen die andern Bäume da
sie haben nichts,
keine Blätter
keine Nadeln.

Sybille Meier"

"Die Atombombe – Ein Friedensengel?"

l.isenmann prüft das Argument, wonach A- und H-Bomben so verheerende Wirkungen hätten, dass man sie nicht einsetzen könne; dass sie aber gerade deswegen die Grossmächte davon abhielten, einen Krieg zu führen, der zur gegenseitigen Vernichtung führen müsste.

Isenmann ist nicht überzeugt, und er fährt dann fort: "Ich frage EUCH, ihr GROSSEN DIESER WELT: (…) WARUM könnt ihr euch nicht entschliessen, zusammen zu sitzen, zu verhandeln und auch etwas zu UNTERNEHMEN?"

Was denkt er wohl heute?

"Verbrechen in Bremgarten"

Am 19. Dezember 1971 wurde mitten in der Nacht im Optikergeschäft Saner in Bremgarten eingebrochen. Monika Zuckschwerdt und Ruth Bosshard befragen "Herrn Saner" zum Einbruch. Wir erfahren Einzelheiten des Einbruchs, unter anderem:
"Wurde viele Ware gestohlen?"
"Ja, sie nahmen 5 Goldarmbanduhren in Weissgold, zum Teil mit Brillanten besetzt, 1 Armbanduhr und 3 Ringe mit sich."

Die Rock-Oper 'Jesus Christ Superstar'

B. Egloff, "eine katholische Mutter", berichtet, sie habe am 16. Januar in der reformierten Kirche Mutschellen einen "selten beglückenden Abend" erlebt. "Nur die von vielen geschmähte Rockmusik", so schreibt sie zur Aufführung von 'Jesus Christ Superstar', "machte es möglich, die Lage Judas' nach seinem Verrat in ihrer ganzen Tragik auszudrücken." Frau Egloff wendet sich in ihrem Schreiben direkt an die Aufführenden und ermuntert sie, ihren Weg weiterzugehen.

Die Messerschmitt ME 262

Louis Isenmann bringt uns die 1. Folge der "Geschichte eines legendären Flugzeugs". Er deklariert auch, woher er die Informationen in seinem Artikel hat, aus dem "Landser". Vielleicht aus dieser Ausgabe?

Er erzählt über die Entwicklung dieses ersten Düsenflugzeugs, über die Erlebnisse des Testpiloten, und wie ein amerikanischer General schliesslich, mit Blick auf die ME 262, von der "tödliche(n) Gefahr der deutschen Düsenjäger" sprach.

Münchhausen und der Bär

E.L. (Evelyne Lüthard?) aus der 2a legt im Gegensatz zu Louis Isenmann nicht offen, ob sie die Geschichte des Barons Münchhausen selber geschrieben hat, oder ob sie sie aus einem Buch übernommen hat. Wie auch immer: Der Held streckt mit seinen Fäusten einen Bären nieder, nimmt ihm Fell und Zähne ab, und ist später gerade dabei, ein köstliches Mahl zu nehmen, als der gleiche Bär – pelz- und zahnlos – bei ihm auftaucht. "Ich gab dem Bären seinen Pelz und seine Zähne zurück. Der Bär war gerührt, den Tränen nahe. Er bedankte sich herzlich und schüttelte mir kräftig die Hand. Dann nahm er Pelz und Zähne und verliess mein Schloss."

Mw (Mark Wyler?) mit einer weiteren Folge von "Hier spricht RADIO ERIWAN", samt angehängten Sprichwörtern. Zum Beispiel: "Ordnung ist jenes Durcheinander, an das man sich gewöhnt hat."

Die vorletzte Seite: Zwei Kreuzworträtsel "zum aufwärmen" und das grosse Preisrätsel, bei dem drei Glückliche eine Single nach Wahl gewinnen können.

Und zum Schluss, wie fast immer, die Biz-Hits. Die Zahl der abgegebenen Stimmen sei wieder gestiegen – auf 408 –, sei aber immer noch bescheiden, "wenn man bedenkt, dass in diesen 'heiligen Hallen' ca. 300 Bezirksschüler unterrichtet werden". An der Spitze, ganz knapp, Jeepster von T.Rex, gefolgt von Soley Soley (Middle of the Road) und Yeah Yeah (Alice Cooper). Erstaunlich: weder Jeepster noch Yeah Yeah tauchten damals in der Hitparade auf. Vielleicht heisst es deshalb ganz zum Schluss dieser Schülerzeitung: "Da der erste Platz von Herrn Steimen sehr wahrscheinlich wieder vorgespielt wird, sollte jemand auch Jeepster mitbringen."