An welchem Tag genau die erste Schülerzeitung erschien, ist nicht klar. Der Bremgarter Bezirksanzeiger schreibt am 7. Juli in einem kleinen Artikel: "Diesen Monat haben die Schüler der Bezirksschule die erste Nummer einer Schülerzeitung herausgebracht, die den Titel 'school times' trägt. (…)". Und 'Juli 1970' steht auch auf dem Titelblatt.
"Liebe Eltern, Liebe Freunde der Schule, Liebe Schülerinnen und Schüler
Da wäre sie nun also: die erste Ausgabe unserer Schülerzeitung!"
Aus dem Ausrufezeichen spricht ein gewisser Stolz, vielleicht auch Erleichterung. Darüber, dass es nach monatelangen Vorbereitungen gelungen ist, diese erste Schülerzeitung zu veröffentlichen. Ein ke – Lehrer Werner Keller? – schreibt auf der ersten Seite weiter, es sei wohl die wesentlichste Absicht der Zeitung, "vermehrten Zusammenhang zu schaffen zwischen Eltern, Lehrern und Schülern. Er kann nicht eng genug sein, … " Sie ermögliche "die Auseinandersetzung mit Schulfragen, wobei durchaus auch heisse Eisen angefasst werden sollen. Wir dürfen uns nicht davor scheuen, wenn unsere Schule zeitgemäss, modern bleiben will." Schreiben soll, wer etwas schreiben wolle: Rektor, LehrerInnen, SchülerInnen, Eltern. Die Zeitung soll informieren, aber auch unterhalten.
Die Ziele sind hoch gesteckt. "Die Zeitung soll fortan einigermassen regelmässig erscheinen, ungefähr monatlich einmal." Das wird nicht klappen, das sei jetzt schon verraten. Aber die erste Zeitung war – bei Weitem – nicht die letzte!
Was ist in dieser ersten Ausgabe zu finden?
- Mitteilungen des Rektorats – unter anderem mit dem Hinweis auf einen Abend für Eltern von Erstklässlern. Das Schulsystem soll dort erörtert werden, in seinen vielfältigen Aspekten.
- Ein Aufsatz des Rektorats – nicht persönlich unterzeichnet – über 'Wesen und Aufgabe der Bezirksschule'. Der Autor streicht dabei die "Doppelaufgabe" der Bezirksschule hervor, einerseits auf das Gymnasium vorzubereiten, andererseits aber jenen Jugendlichen einen Schulabschluss zu verschaffen, die nach der Bezirksschule eine Lehre in Angriff nehmen wollten. Das unterscheide die Bezirksschule von Schulen anderer Kantone, bei denen der Weg Richtung Gymnasium bzw. Lehre bereits nach der Primarschule getroffen werde.
- Zwei – nicht unterzeichnete – Berichte von SchülerInnen zu den Heimattag-Ausflügen ihrer Klasse.
- Eine – nicht repräsentative – Umfrage von Schülerinnen der vierten Klasse über die Bezirksschule. Darunter die Frage:
Nebenbei: Diese Umfrage muss auf ziemliches Interesse gestossen sein. Der Bremgarter Bezirksanzeiger veröffentlichte sie jedenfalls in vollem Umfang in der Nummer vom 14. August 1970!
- Ein Bericht von Französischlehrer Romano Caduff, dass die dritten und vierten Klassen einen Film über die Schlösser an der Loire gesehen haben. "Comme notre école dispose d'un appareil cinématographique assez moderne,… " sei der Weg ins Loire-Tal bequem gewesen – man habe nur in den Singsaal wechseln müssen. "Ce film sonore et en couleurs nous a été gratuitement prêté par les Chemins de Fer français." Das war sicher eine ganz und gar uneigennützige Aktion der Bahn. Heute ist es nicht mehr die Bahn, die Gutes tut, sondern meist Microsoft, Apple, …
- Eine Seite mit Witzen und einer Kurzgeschichte – das meiste davon hat mit der Schule einen Zusammenhang.
- Die Einführung der Comicfigur 'Schübeli' – gezeichnet von Michael Lutz, gemäss der Schulchronik ein ehemaliger Bezler, der im April 69 die vierte Klasse beendet hatte.
- Eine 'Schülerarbeit', anonym: 'Der Apfel'.
- Die 'Biz-Hit's', die sich nicht allzu sehr von der Radio-Hitparade im Juni/Juli 1970 unterschieden (Michael Holm und sein 'Barfuss im Regen' schafften es in die Biz-Hit's, nicht aber in die Hitparade…). Diese Hitliste soll fortan in jeder Ausgabe erscheinen, und es sind die SchülerInnen, die bestimmen, wer vorne ist.
- Eine Seite mit Inseraten aus der Region. Was kostete wohl so ein Inserat?