8. März 1973, Donnerstag: Grüsse in die Zukunft

Wenn das Schulhaus nicht um 1990 umfassend renoviert worden wäre: ich würde bei der Schule um Zugang zum Estrich bitten. Um nachzuschauen, ob unsere Grüsse immer noch am Balken stehen. Aber eben: Der Estrich ist nicht mehr so wie damals, er wurde ausgebaut: Das Rektorat ist nun dort, Aufenthaltsräume für Lehrer und Schüler, das Sekretariat und so weiter.

Damals: halt so, wie ein typischer Estrich in einem alten Haus aussah: ein riesiger offener Dachraum, nur von den Dachlukarnen erhellt, mit einigen zusätzlichen Kammern.

Plan des Dachbodens, 1964. Archiv Rathaus Bremgarten

Die Dachkonstruktion mit Pfosten und Balken aus Holz. Und ein Bisschen überall verstreut: Altes Zeug. Dort Beigen alter Bücher, manche noch aus dem 18. Jahrhundert, die einmal in der Bibliothek der Schule standen und die man heute schon nur deshalb nicht mehr lesen würde, weil man sie nicht mehr lesen könnte wegen der alten Schrift. Hier Überreste aus der vergangenen Welt der Kadetten, samt Waffen und Munition. Diapositive aus Glas so gross, wie wir sie noch nie gesehen hatten. Karten aus der Zeit, da Berge und Hügel noch nicht mit Höhenkurven eingezeichnet wurden, sondern schraffiert.

map.geo.admin.ch: 1864
map.geo.admin.ch: 1972

In meinem Tagebuch steht, unter dem 8. März 1973: "Über Mittag gingen wir wiedereinmal gegen Norden, in den Estrich. (…) Auf einen Holzbalken schrieben wir allen Lehrern viele Grüsse und unterschrieben. Wir haben uns verewigt in der Schule, die wir so bald verlassen werden."

Ewig haben unsere Grüsse nicht gehalten, sondern nur bis zur grossen Renovation. Irgendwann ums Jahr 1990 wird sie ein Arbeiter gesehen haben, als er sich anschickte, den grossen Raum zu räumen. Er mag kurz gestutzt und sich gewundert haben. Und dann verschwanden auch diese letzten Spuren unserer Zeit an der Bezirksschule.

Glasdia 'Bambuswäldchen'