23. Dezember 1971, Donnerstag: "Betrifft: Skilager"

Ende Januar 2020 schrieb die Aargauer Zeitung: "Eine Skination ohne Skilager; das geht eigentlich nicht. Eine Schulzeit ohne Lagerleben schon gar nicht. Und doch wird es für Schulen immer schwieriger, Ski- beziehungsweise Schneesportlager zu organisieren. Den einen fehlt es an Kindern, den andern an Lagerleitern, den meisten an Geld."

An der Bezirksschule in Bremgarten fanden die Skilager auch in den letzten Wintern jeweils statt. Nach einer langen Phase, während der mehr Snowboard als Ski gefahren wurde, gehe der Trend momentan zurück zu den klassischen Skis, sagt Pia, die bis im Sommer 2021 an der Bez in Bremgarten unterrichtet hat. Die Skilager seien allerdings irgendwann Teil der 'Projektwochen' geworden: Die SchülerInnen müssten sich aus einem breiteren Angebot – nicht nur im Winter – für mindestens eine Woche entscheiden. Die Skilager seien durchaus beliebt – vielleicht nicht zuletzt deshalb, weil in den Skilagern der Spass im Vordergrund stehe, während es in andern Projektwochen nicht nur um Fun gehe.

Am letzten Schultag des Jahres 1971 wurde uns noch ein Zettel in die Hand gedrückt:

Bis am 8. Januar hatten die Eltern Zeit, ihre Töchter und Söhne fürs Lager in der letzten Januar-Woche anzumelden.

Obligatorisch war das Lager nicht – ich war nur ein einziges Mal dabei, in der 4. Klasse. Offen war es für alle Klassen. Pia erinnert sich ans Lager in der ersten Klasse, auch da war "Frl. Dr. Ruth Debrunner" Teil des Leitungsteams. Das war allerdings nicht in Sedrun, , wie es jetzt geplant war, sondern auf dem Stoos. Rektor Bundi sagte später in seinem Jahresbericht am Ende jenes Schuljahrs 1969/70: "Bei gutem Wetter und idealen Schneeverhältnissen konnten sich 89 Schüler auf den Hängen des Stoos dem Wintersporte widmen. Drei Schüler mussten leider mit einem Gipsbein heimkehren." (Bremgarter Bezirksanzeiger, 17.4.1970)

Bei den Kosten von 104.50 Franken seien "Reise, Unterkunft, Verpflegung, Kurtaxe eingeschlossen", schreibt Kurt Steimen als Verantwortlicher im Brief an die Eltern. Nicht erwähnt ist der Skilift. War das viel für unsere Eltern? Ulrich Keller, der damals für die finanziellen Zuschüsse der Gemeinde Bremgarten an die Skilager zuständig war, macht sich im Bremgarter Bezirksanzeiger vom 20.1.1972 jedenfalls Gedanken dazu und schreibt, in andern Gemeinden müssten die SchülerInnen weniger fürs Lager bezahlen; vielleicht hätten diese Gemeinden "eigene Häuser in Berggegenden, stellen pro Schüler namhafte Summen zur Verfügung, und Firmen oder Private leisten freiwillige Beiträge an Skiliftkosten. " Solche Bräuche hätten sich in Bremgarten "Leider (…) noch nicht eingebürgert." In Bremgarten zahle die Gemeinde "pro Schüler fünf Franken (Kosten der Unfallversicherung) plus die Kosten der Leiter." Er schliesst mit den Worten: "Wie wäre es, wenn Firmen oder Private, die sich zwei Ferienwochen mit Familie leisten können, auch an jene denken würden, die mit Mühe und Not ihr Skilagergeld zusammensparen oder erbetteln"?

Skifahren war damals zweifellos eine Art Volkssport. Das Schweizer Fernsehen unterlegte bereits 1961 einen Bericht mit dem Lied 'Alles fährt Ski', der unverwüstliche Vico Torriani machte es 1963 zum Schlager-Hit, zu dem an manchem Tisch mitgeschunkelt wurde, und an der WM 1970 in Val Gardena  hatten Bernhard Russi und Annerösli Zryd einen nationalen Freudentaumel ausgelöst. Und kaum war das Skilager zu Ende, stand bereits der einsame Höhepunkt schweizerischer Skisport-Geschichte an: die 'goldenen Tage von Sapporo'!