16. und 18. September 1970: Sporttag

Ahnte man in jener Woche Mitte September 1970, dass es mit dem Sporttag dieses Jahr möglicherweise nicht so klappen würde wie geplant? Am Dienstag jedenfalls, dem 15. September, schrieb der Bremgarter Bezirksanzeiger in einer Vorschau auf den Sporttag: "Es ist zu hoffen, dass die Veranstaltung, zu der jedermann freundlich eingeladen ist, einen erfreulichen Verlauf nehmen wird. Bei schlechter Witterung müsste sie um eine Woche verschoben werden."

Geplant war der Sporttag für den folgenden Tag, den Mittwoch, 16. September. Und irgendjemand musste dann entscheiden, ob man den Tag durchführt oder verschiebt. Fredy Wächter, der Turnlehrer, war sicher beteiligt. Nehmen wir an, er habe, irgendwann in der Nacht, zum Hörer gegriffen und den Wetterdienst angerufen. Dort kam dann eine Band-Durchsage, und die lautete:

"Prognosen, gültig bis Mittwoch abend. Alpennordseite, Wallis, Nord- und Mittelbünden: Zuerst stark bewölkt, noch örtliche Schauer besonders in der Ostschweiz und Graubünden. Aufhellung von Westen her. Temperatur 16 bis 22 Grad. Von Westen auf Nordwesten drehende Winde. Nullgradgrenze…"

So stand es in der NZZ.

Es ist oft nicht einfach, zu entscheiden. Aber Fredy Wächter – oder wer immer es war – sagte sich dann, als er den Hörer wieder aufgelegt hatte: Ok, der Sporttag findet statt. Dann läutete er dem Auskunftsdienst an, gab seinen Satz durch, das 'Fräulein vom Amt' nahm den Satz auf Band auf, und am andern Morgen konnten wir die Nummer 169 wählen und erfuhren: der Sporttag findet statt.

Leichtathletik am Morgen – und der Abbruch

Es war ein mutiger Entscheid von Fredy Wächter. Und er wurde nicht belohnt dafür. Denn die 'örtlichen Schauer', die kamen! In der Schülerzeitung Nummer drei heisst es, dass sich "den schweren Regenwolken zum Trotz" die Schüler der Bezirks-, Sekundar- und Oberschule in den Wettkampf  gestürzt hätten. An die 500 würden es sein, schreibt der Bezirksanzeiger in der Vorschau. Sie massen sich in einem Vierkampf aus Schnelllauf, Weitsprung, Klettern und Weitwurf. Aber eben: Noch während dieses Wettkampfs passierte es: "Leider begann es in der Folge stark zu regnen, so dass der Sporttag abgebrochen werden musste" , schreibt der Berichterstatter in der Schülerzeitung. (Ich weiss es nicht mehr, aber vermutlich war es nicht lustig, im Regen in den nassen Sand zu springen. Trotzdem waren die 4 Meter und 10 Centimeter an jenem Tag das Weiteste, was ich bisher gesprungen war.)

Am Freitagnachmittag die Spiele

Der zweite Teil des Sporttags wurde nun aber nicht um eine Woche verschoben, sondern bereits auf den Freitagnachmittag der gleichen Woche, das war dann der 18. September. Und "Diesmal schien Petrus sportbegeisterter gestimmt. Die warme Herbstsonne spornte die Mannschaften an, welche sich in Jäger-, Korb- und Handball begeisternde Duelle lieferten" , wie es in der Schülerzeitung weiter heisst. Und dann noch der 1000-Meter-Lauf für jene, deren Stärke mehr in der Ausdauer lag als in der Schnelligkeit über die kurze Distanz.

Letzte Anweisungen durch Fredy Wächter? Oder ist es die Rangverkündigung samt Preisverteilung? Bremgarter Bezirksanzeiger, 22. September 1970
Socializing am Rand der Wettkämpfe Bremgarter Bezirksanzeiger, 22. September 1970

Der Schüler-Lehrer-Match

Gegen 17 Uhr muss es gewesen sein, als der Höhepunkt des Sporttages anstand: der Fussball-Match zwischen den Schülern und den Lehrern. Romuald Brem als Sportberichterstatter in der Schülerzeitung listet die beiden Mannschaften auf:

Lehrer: Steimen (2. Halbzeit Rohr); Grossholz, Lüthi, Lang, Koch, Rohr (2. Halbzeit Daeniker); Wächter, P. Knecht; U. Keller, Caduff, B. Knecht.

Schüler: Zurmühle; Hernandez, Meier, Wotli, Schwendimann; Hegi, Fischer, Marti; Rocchinotti (ab 10. Minute Schmid), Fleischli, Gmür.

Ein Foul an Rocchinotti in der 10. Minute bedeutete nicht nur das Aus für den Stürmer der Schüler, sondern es leitete auch die Niederlage der Lehrer ein: "Der Schiedsrichter entschied sofort auf Penalty. Hegi liess sich diese Chance nicht entgehen und erzielte prompt das psychisch wichtige erste Tor." Die Lehrer kamen zwar vorerst zurück ins Spiel: "Einen schönen Corner von Wächter verwandelte Caduff mit dem Kopf zum 1:1."

Illustration zum Sporttag in der Schülerzeitung Nr. 3

Insbesondere nach der Pause wurde die Lage für die Lehrer dann aber zusehends schwierig. "Bei den Schulmeistern machten sich allmählich Konditionsmängel bemerkbar" , und "Goalie Rohr war nun zweifellos der am meisten beschäftigte Mann auf dem Feld." Es fiel ein Tor nach dem andern, und "4 Minuten vor Schluss liess Marti aus 20 Metern eine Bombe vom Stapel. Rohr reagierte einige Sekundenbruchteile zu spät, und es hiess 6:1." Für die Lehrer war das sicher eine Ernüchterung, nicht zuletzt deshalb, weil sie ein Jahr zuvor die Begegnung noch für sich entschieden hatten.

Nach dem Match kamen alle zusammen, Fredy Wächter nahm die Rangverkündigung und die Preisverteilung vor und erklärte den Sportnachmittag anschliessend offiziell für beendet. Worauf der Bericht Romuald Brems in der Schülerzeitung lapidar schliesst: "Liebhaber durften sich noch bis 20 Uhr beim Tanzen vergnügen." Und dieses Thema tauchte dann, etwas ausführlicher, in meinem Aufsatz am 27. Oktober auf…