Rektor Bundi hatte während des Schuljahres 1968/69 einen Zeitungsartikel mit dem Titel 'Abschlussprüfungen an den Bezirksschulen' in die Schulchronik geklebt. Der Artikel ist vom Oktober 1968 datiert. Darin heisst es, dass der aargauische Regierungsrat "soeben ein Regulativ in Kraft gesetzt" habe, das "eine bedeutende Neuerung für unsere Bezirksschulen bringt: In Zukunft schliesst der Unterricht der 4. Klasse mit einer für alle Schüler obligatorischen Prüfung ab."
An allen Bezirksschulen würden die gleichen Aufgaben gestellt, "weshalb die schriftlichen Prüfungen im ganzen Kanton zur gleichen Zeit stattfinden müssen."
Die Abschlussprüfungen waren also noch ziemlich neu, als wir im März 73 antreten mussten.
Der Bremgarter Bezirksanzeiger machte frühzeitig darauf aufmerksam, wann es soweit sein würde. Am 8. Februar bringt er eine ausführliche Übersicht. Das einzige, was fehlt, sind die genauen Daten.
Wie die alte Fasnacht kam dann am Donnerstag, dem 22. März ein weiterer Artikel im Bremgarter. Unter dem Titel 'Abschlussprüfungen an der Bezirksschule' hiess es: "Die Abschlussprüfungen 1973 stehen unmittelbar bevor. Den Auftakt dazu bildet wiederum die Prüfung im Fach Deutsch in Form eines Aufsatzes."
Das war nun nicht mehr sooo aktuell: die Prüfungen waren zu jenem Zeitpunkt schon fast vorbei.
Aus dem Tagebuch:
Montag, 12. März: Deutsch und Latein
"Am Anfang des Aufsatzes war ich recht nervös, doch es verging schnell.
Die Themen:
1. Eine Frage, die mich sehr beschäftigt
2. Unser Dorf im Umbruch
3. Mein Vater (Mutter, Eltern) in den Ferien
4. Wie sollte der Captain einer ……….mannschaft sein
Ich wählte, wie die meisten, das zweite."
Am Nachmittag dann: Latein. Rektor Knecht macht uns Mut: "Wenn sie [die Prüfung] im Durchschnitt gut ausgefallen ist, gehen wir mit Beni einen Abend kegeln."
"Dieser Tag war anders als die normalen Schultage. Alle waren beklemmt, als ob schon alles vorbei sei. Es ist nicht mehr die fröhliche unbekümmerte Stimmung alter Tage. Es ist vorbei. Die Tage werden wie vom Wind weggefegt."
Dienstag, 13. März: Geometrie / Algebra Basis und Deutsch Zusatz
Morgen: "Als wir die Prüfungsblätter für Geometrie-Algebra Basis bekamen, kam mir unwillkürlich: Heute, den 13. schreibe ich eine miese Prüfung."
Nachmittag: "Ich hatte im Sinn gehabt, am Nachmittag in die Deutsch-Zusatzprüfung zu gehen. Nach der Mathik nicht mehr. Die Lust war mir vergangen."
Mittwoch, 14. März: Französisch und Mathematik Zusatz
Morgen: " Daeniker hatte bei uns Aufsicht. Es war eine recht schwierige Prüfung, fand ich (…). Laufend schob ich ihm (R) mein Blatt zur Seite, wo er viel abkopieren konnte. Als Beni ins Zimmer kam, drehte ich mich nach hinten und sprach mit R. Daeniker merkte es natürlich, sagte aber nichts. Ich glaube, R hat sicher etwa 10 – 20 Fehler korrigiert. Dass wir in der Abschlussprüfung so spicken könnten, das hätte ich niemals gedacht."
Über Mittag: Bummeln an der Reuss, Möwen und Enten füttern.
Nachmittag: "Ich hatte ordentlich Angst, als wir zur Zusatz-Mathematikprüfung antraten. Aber oh Wunder, sie war viel leichter als die gestrige, ich fand es wenigstens. Dummerweise schrieb ich auch hier eine Aufgabe falsch ab (…). Bundi brachte mir noch bei, dass ich gestern nicht nur eine, sondern 2 (!) falsch abkopiert habe."
Der Rest der Woche war frei.
*
PS: Der erwähnte (verspätete) Artikel im Bremgarter Bezirksanzeiger vom 22. März enthält dennoch Interessantes: er zeigt, mit welchen Aufsatzthemen sich die SchülerInnen ein Jahr zuvor an der Abschlussprüfung hatten herumschlagen müssen. Vier Themen standen zur Auswahl. Und wenn ich sie jetzt so lese, wird auch klar: das waren natürlich die Themen, die uns Lehrer Caduff vor genau einem Jahr vorgesetzt hatte, damit wir einmal richtig üben konnten!
Und als Ergänzung druckt die Zeitung gleich auch noch die reale Abschlussprüfung – "unkorrigiert" – von M.W. (Mark Wyler? Michael Winzeler?) ab. Woher die Zeitung diesen Aufsatz hatte: keine Ahnung.
