6. April 1973, Freitag: Ende und Aus

Gestern Abend war Wood-In. Übernachtung bei Röbi.

"Sofort nach dem Aufstehen beschlossen wir, den Lehrern auch noch Zeugnisse auszustellen und machten uns an die Arbeit." Aus dem Tagebuch geht hervor, dass wir Noten für 'psychologisches Geschick' gaben und für 'Beliebtheit'. Ob das alles war? Ich weiss es nicht. Beschrieben ist aber noch, dass wir während unseres kleinen Skilagers in Parpan für die Lehrer und die eine Lehrerin einen Bündnerschinken gekauft hatten, und dass Röbis Vater für sie noch einen grossen Früchtekorb arrangiert hatte. Mit all dem gingen wir nach Bremgarten, gaben es im Lehrerzimmer ab.

Die Zeit an der Bezirksschule in Bremgarten ist zu Ende.

"Die Schulordnung ist für uns nicht mehr gültig. Wir gingen in die Bäckerei, kauften uns etwas und schlenderten langsam zum Casino."

Bremgarter Bezirksanzeiger, 5. April 1973

Das Programm hatte gestern in der Zeitung gestanden: 16 Uhr, Casino, "Eltern und Schulfreunde sind herzlich eingeladen".

Zwei Stunden dauert die Zensurfeier. "Beni [Rektor Knecht] referierte während dreiviertelstunden mit geschwollenen Worten." Was er sagte, stand 11 Tage später in der Zeitung.

Bremgarter Bezirksanzeiger, 17. April 1973
Bremgarter Bezirksanzeiger, 17. April 1973

Bernhard Knecht spricht über Statistisches: dass 19 der über 100 Erstklässler "den an sie gestellten Ansprüchen" nicht genügt und die Bezirksschule wieder verlassen hätten; dass es nach zwei Jahren mit mehr Mädchen an der Schule dieses Jahr wieder etwas mehr Buben gewesen seien; dass die verschiedensten Freifächer regen Zulauf gehabt hätten, unter anderem: "54 Mädchen der 3. und 4. Klasse zerbrachen sich im Freifach Geometrie ihre hübschen Köpfe, über Zahlen und anderen mathematischen Werten brütend."

Er spricht über die eben beendeten Abschlussprüfungen: 57 der 62 Geprüften hätten die Note  4,0 erreicht und damit die Prüfung bestanden. 40 hätten einen Durchschnitt von 4,5 und mehr erreicht und könnten damit eine Mittelschule besuchen, wenn sie möchten. Dem besten Schüler – Alex Brogli mit einem Schnitt von 5,9 – und den besten Schülerinnen – Maria Dubler und Bernadette Zimmermann mit je 5,5 – überreicht der Rektor je einen Büchergutschein über 30 Franken, "verdankenswerter Weise traditionsgemäss vom Verein Ehemaliger Bezirksschüler gestiftet".

Er spricht darüber, dass der 'Bezirkslehrer' offenbar ein "rarer Artikel" geworden sei: es gebe an manchen Bezirksschulen "mehr Hilfskräfte als patentierte Hauptlehrer". In Bremgarten habe Anfang des Schuljahres Karl Lang als 11. Hauptlehrer seine Arbeit aufgenommen.

Er spricht davon, dass  "erfreulich viele Eltern in den Sprechstunden und an mehreren Elternabenden" gewesen seien: "Das Verhältnis zwischen Lehrer und Schüler soll menschlich nah sein, und ein gutes Verhältnis zwischen Lehrer und Eltern strahlt auf das Kind aus."

Zum Schluss spricht er noch zu den SchülerInnen: "Initiative – Verantwortungsbewusstsein – ein kameradschaftliches Verhältnis waren Eigenschaften und Werte, denen ich im vergangenen Jahr nicht selten begegnete." Und besonders gefreut habe ihn "eine Karte einer Abschlussklasse, die ich im Lehrerzimmer vorgefunden habe – mit folgendem Inhalt: Liebe Lehrer! Wir möchten uns herzlich bei Ihnen für die Mühe und das Verständnis bedanken, das Sie während vier Jahren für uns gezeigt haben" Der Karte beigefügt gewesen sei ein "sehr umfangreicher Früchtekorb (…) mit allen möglichen Delikatessen."

Zwei Stunden dauerte die ganze Feier, wenn stimmt, was im Tagebuch steht. Am Schluss: Zu Peter Bundi, unserem Klassenlehrer in der vierten Bez. Unsere Zeugnisse abholen. Abschied. "Und als wir ihm unsere Zeugnisse gaben, mit dem 4,5 in psychologischem Geschick, bereute ich die Zeugnisse, obwohl alles wahr ist, was darin steht."

Nach der Feier die Feier! Denise lädt zu einem Fez ein. Es wird spät. Und dann verabschiede ich mich "von verschiedenen Kameraden, die ich wahrscheinlich lange nicht mehr sehen werde. Es wurde auch abgemacht, jedes Jahr eine Klassenzusammenkunft zu machen."

Die erste Klassenzusammenkunft fand 1999 statt.