8. Dezember 1970, Dienstag: Zeichnungen brennen

Es könnte ungefähr so gewesen sein: Wir sitzen im Zeichnungssaal. Harro Daeniker meint, Weihnachten stehe vor der Tür, und da könne es nicht falsch sein, im Zeichnen ein originelles Geschenk herzustellen. Er habe uns zu diesem Zweck einen Haufen unglasiertes Keramik-Geschirr mitgebracht, in verschiedensten Formen. Weiss. Wir könnten sie nun bemalen, dann würden sie gebrannt, und schliesslich müssten wir sie nur noch als Geschenk einpacken.

Ich habe mir zwei Ankenteller ausgewählt. Wobei: einen ganz sicher, der existiert immer noch: Ich habe ihn damals zu Weihnachten meiner Mutter geschenkt – und ihn dann, fast 50 Jahre später, wieder in Empfang genommen, nachdem sie gestorben ist. Sie hat mein Geschenk gut behandelt, es weist kaum Kratzer auf.

Auf der Rückseite: BR – wohl für Bremgarten –, Name, 2b, 1970.

Die Keramik war weiss und porös. Das machte das Auftragen der Farbe so schwierig: sie sickerte schnell ein, und wo sie einsickerte, da war die Farbe intensiv, an andern Stellen weniger. Nachbessern half – manchmal. Schwierig.

Auf dem zweiten Ankenteller habe ich, wenn ich es nicht nur geträumt habe, geometrische Formen aufgetragen, blau und rötlich. Und als die Zeichnung auf dem Tellerchen vom Brennen zurückkam, waren die Farben blasser als vorher. Etwas enttäuschend. Ich habe es damals sicher ebenfalls verschenkt, aber es ist seit jenen Tagen verschollen.