Gegen Ende Januar 1971: Schülerzeitung Nummer 5

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"Die Nummer 5 unserer Schulzeitung ist die erste, welche fast ganz ohne die Mitarbeit der Schülerinnen und Schüler entstanden ist, welche die vierte Klasse besuchen." So steht es im Vorwort dieser Ausgabe. Sie würden sich nun auf die Abschlussprüfung konzentrieren. Jetzt hätten die DrittklässlerInnen die Hauptarbeit übernommen.

Und doch war es offenbar harzig, an Beiträge zu kommen. Lehrer Keller, der das Vorwort wieder mit Ke unterzeichnet hatte, fand drastische Worte: In der Zeitungs-Kommission sei beschlossen worden, "dass jede Klasse pro drei Nummern mindestens eine Seite beitragen muss. Geschieht das nicht, so werden die Schüler der betreffenden Klasse die Schulzeitung so lange zu kaufen haben, bis der Beitrag abgeliefert worden ist." Ob das dann je so gehandhabt wurde? Ich kann es mir nicht vorstellen. Die Aussage belegt aber auch, dass die Zeitung für die Schule gratis abgegeben wurde.

Ke drohte aber nicht nur, er wies auch darauf hin, dass die Hürde, mit einem Beitrag in der Zeitung zu landen, tief war: "Es ist praktisch als Inhalt des BEZ-REPORT alles denkbar, was nicht die Grenzen des Anstandes überschreitet."

Die Beiträge in dieser Nummer 5 überschritten die Grenzen des Anstandes nicht.

Erstmals hat sich eine Mutter zu Wort gemeldet mit einem 'Brief an den BIZ Report'. Sie nimmt insbesondere Bezug auf den Artikel von Doris Rüegg in der vorangegangenen Ausgabe. Und ja: hm – so ist der Beitrag unterzeichnet – geht mit Doris einig: Der Einsatz für die Rechte der Frau sei wichtig und müsse früh beginnen, "denn er ist steinig!" Dem "Stosseufzer" von Doris am Schluss ("Wo bleibt da die Frau, die sich vom Manne nichts sagen lässt?" ) will sie sich aber nicht anschliessen. "Manchmal lässt sich jede Frau recht gerne etwas sagen vom Mann, umgekehrt lassen sich Männer gerne etwas sagen von Frauen, sofern es lieb und nett ist. Diese Dialoge gehören zu den Wechselbeziehungen im menschlichen Leben!" Generationendialog in der Schulzeitung.

Alistair MacLean: 'Jenseits der Grenze': Fortsetzung des Romans.

'Das geschah vor 2 Jahren – am 18. Februar': hb – der HB, der in der letzten Ausgabe über den Ausbau des Flughafens Kloten berichtet hatte? – rollt das Drama vom 18. Februar 1969 auf, als vier Palästinenser (drei Männer, eine Frau) ein Flugzeug der El-Al auf einer Rollpiste in Kloten mit Maschinengewehren angegriffen hatten.

'Pour lire…..pour rire': Kürzestgeschichten zum Lachen und Nachdenken.

'ARB'. Die Ereignisse zum Jahreswechsel in Zürich, die weit über die Landesgrenze für Schlagzeilen sorgten, finden auch in der Schulzeitung Eingang: die Ausrufung einer 'Autonomen Republik Bunker'. In der Silvesternacht hatten Jugendliche ihren eigenen Staat ausgerufen, im Bunker am Lindenhof in Zürich. Der Bunker diente seit Ende Oktober 1970 als Jugendzentrum. Am 18. Januar 1971 wurde er geschlossen.

Der Artikel in der Zeitung ist nicht unterzeichnet. Wer hat ihn geschrieben? Jedenfalls war es jemand, der den Bunker kennengelernt hatte ("als wir den bunker aufsuchten, herrschte reger betrieb, der jedoch demjenigen einer diskothek ähnelte. überall sass man auf dem boden und versenkte sich in die musik." Der Autor (die Autorin?) äussert zwar auch Kritik an den Bunker-Autonomen ("schade ist es, dass das anfänglich gemässigte komitee durch ein immer radikaleres abgelöst wurde, das sich zu keinem kompromiss mehr bereit erklärte." ), und trotzdem: "hoffen wir, dass sich bald ein neues haus für die jugend findet!" Zeitgeschichte in der Schulzeitung.

Kurzes Intermezzo:

Ein 'Kleines Lexikon für Schüler und angehende Berufsleute' listet Wissenswertes auf, von 'Altersrente' ("Berufsziel für Lehrlinge" ) bis 'Zumutung' ("Die Bewertung einer Arbeit von ihrer Qualität abhängig zu machen" ). Und darüber: ein paar sensationelle Klein-Zeichnungen!

  

Wolfgang Borchert: 'Schischyphusch': Fortsetzung.

'Indianer': Jeannette Kaufmann aus der 4b berichtet über Gebräuche verschiedener Stämme, und welche Rolle der Bison im Leben der Indianer spielte. Vielleicht hat Jeannette auch den – nicht unterzeichneten – Artikel über die Indianer in der 4. Ausgabe der Zeitung geschrieben?

Die Dritt- und Viertklässlerbuben waren im Dezember am 'Handballturnier in Wohlen'. Den Drittklässlern lief es recht gut, sie wurden hinter Lenzburg und vor Wohlen, Muri und Mellingen zweite. Das dürfte nicht zuletzt den drei herausragenden Torschützen Roger Hegi (11 Tore), Kurt Linder (6) und Marco Zurmühle (4) zu verdanken gewesen sein. Die Viertklässler wurden nur vierte. Die insgesamt 10 Tore schossen Markus Meyer (5) und Jo Koller (5).

Wohl vom gleichen Autor stammt das ebenfalls nicht unterzeichnete 'Interview mit Reto Diezi' – die Schreibmaschinen-Gestaltung weist darauf hin. Diezi gehörte damals "zu den schnellsten Sprintern unseres Landes, ja sogar zu den besten des ganzen Kontinents Europa." Man erfährt etwas zum Werdegang Diezis, zum Leichtathletik-Club Zürich, und dass er auch Autogramme verschickt. Der Autor gibt dazu Diezis Adresse bekannt (würde heute aus 'Datenschutzgründen' wohl nicht mehr erlaubt) und bittet darum, ein frankiertes Couvert beizulegen… PS: Diezi, damals Wirtschaftsstudent, ging 2012 im Alter von 63 Jahren als Chef der Baloise Asset Management AG in Pension.

Zur Ermittlung der 'Biz-Hits' seien über 500 Zettel eingeworfen worden, erfahren wir zum Schluss. "Merkmale der Hitparade sind die enormen Verschiebungen, Lookin out… von Platz 13 auf Platz 1, San Bernadino von Platz 1 auf Platz 17 (…)"