Eine Disco-Kugel soll in einen ansonsten dunklen Raum ein Minimum an Helligkeit bringen, und zwar so, dass einem etwas halluzinatorisch-trümmlig zumute wird. Fast so, als würde man in den Weiten des Alls zwischen den Sternen schweben.
Eine Disco-Kugel ist schwer, braucht einen Motor und ist teuer.
Aber man kann sich auch ohne Disco-Kugel ins All versetzten.
Kaskaden von Bierdeckeln, in Alu verpackt, die von der Decke hängen und sich drehen und dem schummrigen Raum Licht geben, nicht zu wenig, nicht zu viel, und immer wieder anders. Genau wie eine Discokugel.
Und wofür braucht man das? Für wenn man einen Fez macht, tänk. "Gohsch au an Fez?", "Machsch wideremol en Fez?": 'Fez' war ein wichtiges Wort für uns. Kommt es tatsächlich vom französischen fête? In Wikipedia findet man: "eine umgangssprachliche Bezeichnung für Spass, Ulk, Unsinn ('Fez machen')". Das ist dann doch etwas pauvre.
Wie auch immer: Genau für solche Feze war der Raum an der Zürcherstrasse 512 in Bremgarten eingerichtet, dort, wo Troxlers wohnten. Susanne erinnert sich:
Die ganze Decke tapeziert mit Eierkartons. Eierkartons aus der Bäckerei, in der die Mutter arbeitete, oder andern Geschäften, die viele Eier brauchten.
Die Eltern waren einverstanden und halfen sogar mit. Ja, die Jungen sollten feiern können – lieber hier als sonst irgendwo:
Und eben: man konnte zwischendurch einmal einen Blick werfen, sicher ist sicher.
Wie war's mit Rauchen, mit Drogen? Susanne erinnert sich, dass im Raum selbst nicht geraucht werden durfte. Möglicherweise draussen, aber das weiss sie nicht mehr.
Troxlers sind noch während unserer Bezzeit in Bremgarten von der Zürcherstrasse auf den Kapuzinerhügel gezügelt, die Disco wurde wieder zu einem ganz normalen Keller. Und sogar das Haus ist in der Zwischenzeit verschwunden. Sah es damals noch so aus…
… so steht anstelle des älteren Hauses nun ein neuer Block. Die Bahn fährt weiterhin dort, wo sie schon immer gefahren ist.
Die Erinnerung an die Fez-Zeit ist geblieben.
*
Veröffentlicht: 1.7.2022