Geschichte in der dritten Bez

Von der Reformation zum Bundesvertrag von 1848.

Wenn wir wieder den Lehrplan von 1972 anschauen, so sieht er für uns im dritten Jahr in Bremgarten Folgendes vor:

Lehrplan für Bezirksschulen, 1972, Seite 23

Wir hätten also von der Aufklärung bis zum Imperialismus vordringen sollen. So weit kamen wir nicht. Aber wir starteten auch bereits mit Verspätung. Wir waren noch mitten in den Wirren um den richtigen Glauben.

Mit den drei Stadien der Reformation in der Schweiz ging es los im Frühjahr 1971: Nach den Anfängen in Zürich folgen die ersten Konfessionskriege: der erste Kappeler Krieg 1529 mit der 'Milchsuppe' für die Streithähne am Schluss; der zweite Kappeler Krieg 1531 mit dem Tod Zwinglis, dem Ende der Ausbreitung der Reformation und der religiösen Spaltung der Eidgenossenschaft. Gleichzeitig werfen wir einen Blick auf weitere religiös motivierte Kriege: die beiden Villmerger Kriege 1656 und 1712.

Im Mittelpunkt der Reformation in der Westschweiz steht Johannes Calvin mit seiner Lehre, "dass jeder Mensch aus einem unerklärlichen Ratschluss Gottes heraus schon vor der Geburt zur Gnade oder zur Verdammnis bestimmt ist (Lehre der Gnadenwahl, Prädestination)."

Die Glaubenskämpfe in Frankreich münden 1572 in die Bartholomäusnacht oder die Bluthochzeit von Paris: Katharina von Medici, die nach dem Tod Heinrichs II. Frankreich führt, lässt während der Hochzeit ihrer Tochter die anwesenden Führer der (protestantischen) Hugenotten umbringen. 1598 dann erhalten die Protestanten im Toleranzedikt von Nantes weitgehende Gleichberechtigung.

Auch in England ist die Religion ein Thema. Dort geht die Geschichte allerdings anders aus: Weil Heinrich VIII. Probleme mit der Ehe hat, kommt es zum Bruch mit Rom: der Papst schliesst Heinrich aus der Kirche aus, dieser erklärt sich zum Haupt der Anglikanischen Kirche.

Die Gegenreformation

Ignatius von Loyola, "spanischer Offizier und Edelmann, trat nach einer schweren Verletzung in den Dienst Gottes." Dort gründet er den Jesuitenorden. "Die Jesuiten zogen sich nicht ins Kloster zurück, um weltfremd zu leben; sie traten nach ihrer Ausbildung auf den offenen Kampfplatz der Welt."

Das Konzil von Trient (1547 bis 1563) setzt die Erneuerung der katholischen Lehre in Gang, und Karl Borromäus, der Erzbischof von Mailand, kümmert sich um die katholischen Orte in der Eidgenossenschaft.

Der Dreissigjährige Krieg (1618-1648)

Ein längeres Kapitel! Im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation formieren sich die Bündnisse, die Streitigkeiten nehmen zu, bis 1618 ein paar Protestanten in Prag drei katholische Edelleute zum Fenster hinauswerfen: der Prager Fenstersturz. Er markiert den Auftakt zum Dreissigjährigen Krieg

Gustav Adolf von Schweden greift zugunsten der Protestanten ein, Albrecht von Wallenstein kämpft auf der Seite der Katholiken, beide kommen ums Leben und landen in den Geschichtsbüchern.

"Erst nach völliger Erschöpfung des Landes schlossen die kriegsführenden Parteien und Staaten Frieden miteinander." Die Verhandlungen ziehen sich hin, 1648 wird im Westfälischen Frieden der Schlusspunkt gesetzt. Im Reich bekommen die einzelnen Fürsten mehr Macht – zulasten des Kaisers –, einzelne Gebiete erhalten ihre alte Religion zurück oder eben eine neue, man tauscht Ländereien, und die Eidgenossenschaft lässt sich von den Kriegsparteien die Unabhängigkeit schriftlich anerkennen, die sie 1499 erkämpft hatte. Die Bedeutung des Westfälischen Friedens – u.a.: "Die Zeit, in der Religion und Politik untrennbar sind, geht zu Ende, das deutsche Reich wird politisch und militärisch geschwächt, dafür steigen neue Mächte auf: Frankreich, Schweden und die Niederlande. (…) Die grossen Entscheidungen der nächsten Jahrhunderte fallen in Frankreich, England, in Übersee und nicht mehr in der Mitte Europas."

Der französische Absolutismus

Der Sonnenkönig Ludwig XIV. herrscht über Frankreich, und der '3-Säulenstaat' ist die Basis seiner Macht:

Zu dieser Macht tragen auch die 10'000 Eidgenossen bei, die Ludwig nach einem Soldbündnis 1663 jedes Jahr als Söldner rekrutiert. Laut Bündnis dürfen sie zwar "nur als Schutz und nicht als Angriff verwendet werden" – eine Abmachung, die "von Ludwig nie eingehalten" wurde. Seine Kriege verlaufen nur teilweise erfolgreich. Jedenfalls hinterlässt der König seinem Sohn neben Versailles, dankbaren Künstlern und einer raffinierten Küche einen Haufen Schulden, ein "ausgepumptes, verarmtes Volk" und die Feindschaft mit den Nachbarn.

Der Absolutismus in der Schweiz

Er ist weniger ausgeprägt als in Frankreich. Und doch: Zünfte und Patrizier reissen "mit der Zeit den Ratsversammlungen und Bürgern die Macht aus den Händen. So dass nur noch wenige Familien über das Schicksal der Bevölkerung entschieden."

Ein kleiner Abstecher zum Bauernkrieg in der Eidgenossenschaft 1649 bis 1652 und ein grösserer nach England: Heinrich VIII. mit seinen Frauengeschichten, die KönigInnen Elisabeth I., Jakob I. und II., die Auseinandersetzungen zwischen der Krone und dem Parlament sowie die Auswanderungen nach Nordamerika. So gelangen wir zur Habeas-Corpus-Akte von 1679, die die Rechte von Angeklagten massiv verbessert, und zur Bill of Rights 1688, die das Parlament gegenüber dem König stärkt.

Die Aufklärung

Eine griffige Zusammenfassung von Lehrer Grossholz:

Die Verfassung der USA

"Zum erstenmal entsteht ein Staatsgrundgesetz, dass [!] auf dem aufgeklärten Gedankengut beruht. (…) Die Verfassung der USA wurde zum Vorbild für die Europäer, die um ihre politische Freiheit kämpfen."

Die Französische Revolution

Die ständische Gliederung, die wirtschaftlichen Missstände, der Geist der Aufklärung und die Ausstrahlung der Freiheitskriege in Nordamerika führen schliesslich zu einer revolutionären Stimmung in Frankreich.

Aber es hätte auch anders kommen können: "Der König hätte die Führung der Revolution übernehmen können, wenn er die Vorrechte des Adels und nur einen Teil seiner Macht geopfert hätte." Aber er tat es nicht. Und so kommt es zur Bildung der Nationalversammlung, zum Sturm auf die Bastille, zur Erklärung der Menschenrechte, zur Enthauptung von König Ludwig XVI. und seiner Gattin Marie-Antoinette und zur Terror-Zeit unter den Jakobinern: Danton, Robespierre… Die Philosophie von Robespierre: "Die Triebfedern der Revolution sind darum Tugend und Schrecken. (…) Die Tugend ist machtlos ohne Schrecken, und der Schrecken ist nichts anderes als die rasche, strenge, unbeugsame Gerechtigkeit."

Als wichtigste Ergebnisse der Revolution notierten wir uns:

Napoleon

1795 gibt es in Frankreich Wahlen, dann eine neue Verfassung mit dem 'Direktorium' an der Spitze. Damit "beginnt die Herrschaft der Berufspolitiker, die in Frankreich bis heute sich fortsetzt." Frankreich ist aber ein labiles Gebilde – bis Napoleon auf den Plan tritt. Die Ursachen für seinen Aufstieg:

1799 nennt sich Napoleon 'Erster Consul', 1804 lässt er sich zum Kaiser krönen. Napoleon ist "zugleich Erbe und Bezwinger der Revolution": er stellt eine stabile Ordnung her, der die Grundsätze der Revolution zugrunde liegen. Und er unterwirft bis 1810 fast ganz Europa.

Der Russische Feldzug 1812 wird dann aber zum Debakel: "Ehrgeiz, Verblendung, gekränkter Stolz und Kaltblütigkeit veranlassten Napoleon zum Bleiben [in Moskau]. Er setzte alles auf eine Karte – und verlor."

Der Untergang der alten Eidgenossenschaft

Ende des 18. Jahrhunderts sieht die Eidgenossenschaft etwa so aus:

Die Revolution in Frankreich strahlt auch in die Schweiz aus: die Weinbauern in Hallau rebellieren, im Wallis und in der Waadt proben die Untertanen den Aufstand gegen die Berner Herren. Und Napoleon ist vor den Toren! 1797 nimmt er der Eidgenossenschaft das Veltlin weg und schlägt es zur neu gegründeten Zisalpinischen Republik. Im gleichen Jahr reist er durch die Schweiz und wird vielerorts bejubelt.

Die Tagsatzung, die zu jener Zeit die Politik der Eidgenossenschaft bestimmt, macht offenbar keinen sehr guten Eindruck. Und Napoleon beeindruckt sie erst recht nicht. Anfang 1798 erheben sich Teile der alten Eidgenossenschaft, die französische Armee hilft nach, und im April wird die Helvetische Republik ausgerufen. Das neue Gebilde ist ganz dem französischen Vorbild entsprechend gestaltet: ein Einheitsstaat, zentralistisch, und zwar so radikal, "dass eine Rückkehr zum alten Zustand nicht mehr möglich war."

Aber die Helvetik hält nicht lange: 1803 vermittelt Napoleon einen Umbau der Eidgenossenschaft: aus einem stark zentralistischen Staat wird ein stärker föderalistischer, es bricht die Zeit der Mediation an. Aus den bisherigen 'Gemeinen Herrschaften' und den 'Zugewandten Orten' gehen 6 neue Kantone hervor: Aargau, Thurgau, St. Gallen, Tessin, Waadt, Graubünden. Sie ergänzen die bisherigen 13 Kantone. Die Schweiz ist jetzt "ein Staatenbund mit einer schwachen Zentralgewalt" – und bleibt von Napoleon abhängig.

Der Wiener Kongress 1815

Nach dem Zusammenbruch des napoleonischen Imperiums ordnen die Staaten Europa neu. Auch Vertreter aus der Schweiz sind in Wien. Sie bringen den Vorschlag ein, dass die europäischen Mächte die 'immerwährende Neutralität' der Schweiz anerkennen sollen – und haben damit Erfolg.

Im August 1815 tritt zudem ein neuer Bundesvertrag in Kraft, drei neue Kantone kommen hinzu: Genf, Wallis und Neuenburg. "Damit hatte die Eidgenossenschaft ihre letzte Abrundung erhalten und damit ihre 22 Kantone, wie sie heute noch bestehen." Der Kanton Jura fehlt noch – aber der wurde schliesslich auch erst 1979 geschaffen, als wir längst nicht mehr an der Bez waren.

Jetzt erhalten die Kantone wieder mehr Einfluss, sie fangen wieder an, eigene Münzen zu prägen und an ihren Grenzen Zölle zu erheben – "Die folgende Zeit nennt sich Restauration = Wiederherstellung der alten Zustände."

Der Sonderbundskrieg 1847

Konservative Kantone vornehmlich aus der Zentralschweiz bilden einen 'Sonderbund', um ihre Interessen besser vertreten zu können. Die 'offizielle' Schweiz setzt General Henri Dufour an die Spitze der Armee, der Bürgerkrieg dauert praktisch den ganzen November 1847. Danach ist der Weg frei für den

Bundesvertrag 1848

"Tradition und Wesen der Schweiz verlangten Selbständigkeit der Kantone. Die politische Entwicklung der Zeit forderte einen starken Staat und einheitliche Gesetze, also Zentralismus. Zwischen diesen beiden Forderungen wurde ein lebensfähiger Ausgleich gefunden: die Bundesverfassung von 1848."

Es entstehen auch die Behörden, die wir heute noch kennen:

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17. Juni 2021