30. Juni 1969, Montag: Beerdigung Ursula Fehlmann

"In tiefem Schmerze teilen wir Ihnen mit, dass es in Gottes Ratschluss lag, gestern abend unser innigstgeliebtes Töchterchen Urseli nach langem, schwerem Leiden im Alter von 12 ½  Jahren von uns zu nehmen."

Weisses Papier, schwarzer Rand.

"5620 Bremgarten, 27. Juni 1969"

Die Todesanzeige der Eltern Fehlmann ist in die Schulchronik geklebt.

Am darauffolgenden Montag, dem 30. Juni, stehen wir am frühen Nachmittag auf dem Friedhof in Bremgarten.

Viele aus unserer Klasse haben Ursula nur gerade diese zwei Monate zu Beginn der 1. Bez gekannt. Jetzt stehen wir da und nehmen Abschied. Ich meine mich zu erinnern, dass die Sonne schien an jenem Montagnachmittag. Wahrscheinlich war es tatsächlich so: "An diesem strahlenden Sommertag stehen wir am offenen Grab von Ursula Fehlmann", begann Rektor Bundi seine Trauerrede auf dem Friedhof. Noch am vergangenen Dienstag habe sich Ursula in der Mathematikstunde notiert, dass am Freitag eine Prüfung geschrieben würde. Als dann aber am Freitag "ihre Mitschüler daran waren, die Rechnungsaufgaben der angekündigten Prüfung zu lösen", sei ihm die Nachricht von Ursulas Tod überbracht worden.

Die Rechnungsaufgaben habe sie nicht mehr lösen müssen, aber, "Liebe Ursula, Du hattest inzwischen Deine Lebensaufgabe, die Dir von höchster Instanz – von Deinem Schöpfer gestellt war – gelöst!".

Ja, es stimmt: Wir hatten alle von der fragilen Gesundheit Ursulas gewusst – und trotzdem kam ihr Tod überraschend.

Auch die Rede von Rektor Bundi ist in die Schulchronik geklebt.