15. März 1970, Sonntag: Neue Telefonnummern

Am Freitag, dem 13. März, erschien im Bremgarter Bezirksanzeiger die kurze, unauffällige Meldung:

Da reibt man sich zuerst einmal die Augen: Der Samstag ist der 14. und der Sonntag der 15. Aber das kann ja mal passieren. Allerdings ist 50 Jahre später nicht klar, ob die Nummern in der Nacht auf den Sonntag (15. März) gewechselt haben, oder in der Nacht auf den 14. März (Samstag). Wir nehmen mal an, Ersteres sei der Fall.

Da schläft man also am Samstagabend ein – und am andern Morgen wacht man mit einer neuen Telefonnummer auf!

Fast all unseren Familien ist es so gegangen. Ihre Telefonnummern begannen bisher mit einer 7, jetzt war es eine 5.

Die Telefonnummern in der Region müssen einer bestimmten Logik gefolgt sein. So hatten viele von uns als zweite Ziffer eine 1. Röbi war so ein Beispiel: Seine Familie hatte vor dem Wechsel die Nummer 7 13 83, nach der Umstellung war es 5 13 83. Dann gab es aber noch einige, deren zweite Ziffer eine 6 oder eine 7 war. Zum Beispiel Anita: 7 61 54. Da wurde nicht nur die erste Ziffer geändert, sondern auch die zweite: aus der 6 wurde eine 2: 5 21 54. Und analog wurde aus einer 7 als zweiter Ziffer eine 3.

Nur gerade Julian tanzte aus der Reihe, wenn ich das richtig sehe: er wohnte etwas 'abseits', und seine Nummer hatte als erste Ziffer eine 6. Die 6 blieb eine 6, und auch der Rest der Nummer blieb gleich.

Das Leben damals war insgesamt vielleicht gar nicht einfacher als heute. Aber die Telefonnummern waren einfacher. Wenn wir einander telefonieren wollten, genügte es, sich 5 Ziffern zu merken. Und merken musste man sie sich eher als heute, wo alle Telefonnummern in den Telefonapparaten (smartphone!) gespeichert sind. Das war dann auch ein Gedächtnistraining, bis sich eine Nummer fix im Kopf eingenistet hatte. Wisst ihr noch, welche Nummer eure nächsten Freunde, Freundinnen hatten? Erstaunlich, nach 50 Jahren! Es könnte ja sein, dass die Telefonnummer eine Art Teil der erweiterten eigenen Identität ist.

Nur 5 Ziffern! Die Vorwahl 057 musste man damals noch nicht eingeben, wenn man innerhalb der gleichen Vorwahlgruppe telefonieren wollte. Das war bis 2002 so. Irgendwann wurden die Nummern dann 6-stellig und dann 7-stellig. Mit drei Ziffern Vorwahl – seit 1995 056 statt 057 – ergibt das dann insgesamt 10 Ziffern, die man sich merken muss. Doppelt so viele wie vor 50 Jahren! Kein Wunder, brauchen wir da ein Smartphone!