7. Februar 1971, Sonntag: Die Abstimmung zum Frauenstimmrecht

Die drei Amerikaner Alan Shepard, Edgar Mitchell und Stuart Roosa waren mit ihrer Apollo 14 gerade auf der Rückreise vom Mond, als die Männer in der Schweiz darüber abstimmten, ob sie den Frauen das Stimm- und Wahlrecht geben wollten.

Man braucht das gar nicht zu kommentieren, und ich weiss auch nicht, ob die Sache eine andere wird, wenn sich der heutige Bundesrat für 'historisches Unrecht' entschuldigen würde, das den Frauen vor jenem denkwürdigen 7. Februar 1971 angetan worden war – etwas, was heute da und dort gefordert wird.

Wie auch immer: Die Schweizer Frauen sind seit damals stimm- und wahlberechtigt.

Aber Achtung: Das Ja ging nicht überall schlank durch. Schauen wir uns dazu ein paar Zahlen an.

Das Volksmehr in der ganzen Schweiz war klar: 65.7 Prozent sagten Ja.

Bei den Kantonen bzw. Halbkantonen war das Verhältnis so: 17 Ja, 8 Nein.

Die Unterschiede in den Kantonen waren enorm: In Genf kam auf 10 Ja 1 Nein. In Appenzell Innerrhoden kamen auf 1 Ja 2.5 Nein.

Und der Aargau? Da gaben 240 Stimmen den Ausschlag – zugunsten eines Ja. Die genauen Zahlen: 39'469 Ja zu 39'229 Nein. 50.15 Prozent der Aargauer, die abstimmen gingen, waren dafür, dass die Frauen das Stimm- und Wahlrecht bekommen. Praktisch gleich viele waren dagegen.

Der Aargau hatte auch noch darüber abzustimmen, ob die Frauen das Stimm- und Wahlrecht auf kantonaler und Gemeinde-Ebene bekommen sollten. Diese Vorlage wurde etwas klarer angenommen, da stimmten knapp 52 Prozent der Männer Ja.

Die Stimmbeteiligung war ungewöhnlich hoch, sie betrug im Aargau 73 Prozent.

Gehen wir eine Ebene tiefer: die Bezirke. Von den 11 Bezirken im Aargau stimmten 5 der eidgenössischen Vorlage – wenn wir uns wieder auf diese beschränken – zu: Aarau, Baden, Brugg, Rheinfelden, Zofingen. Unser Bezirk, Bremgarten, stimmte mehrheitlich Nein, ebenso die Bezirke Kulm, Laufenburg, Lenzburg, Muri, Zurzach.

Je genauer man hinschaut, desto spannender wird es natürlich: man gerät selbst immer stärker ins Blickfeld. Wie sah es in den Gemeinden aus:

Bremgarter Bezirksanzeiger, 9. Februar 1971

Von den 23 Gemeinden sagten nur 5 Ja: Berikon, Bremgarten, Rudolfstetten, Widen und Zufikon. Am deutlichsten war die Zustimmung in Rudolfstetten.

In Oberwil war das Resultat unentschieden: 66 zu 66.

Und 17 Gemeinden lehnten das Frauenstimmrecht ab. Fast einig waren sich die Männer in Hilfikon: Nur 3 legten bei der nationalen Vorlage ein Ja ein, bei der kantonalen war es nur einer. Wer war wohl der einsame Freund der Frauen? Hat er seine Meinung auch am Stammtisch im Gasthaus zum Elefant gesagt, als alle andern gegen das Frauenstimmrecht wetterten?

Es gab auch einzelne Spezialfälle in den Gemeinden: So fällt auf, dass die Beriker zwar mehrheitlich dafür war, dass die Frauen auf nationaler Ebene mitbestimmten sollten; im Kanton und in der Gemeinde sollten sie dagegen weiterhin den Mund halten. Gerade umgekehrt in Dottikon und Wohlen: Nein auf nationaler Ebene, Ja im Kanton und der Gemeinde.

Ja, und dann wären wir bei unsern Familien angekommen. Hätte mein Vater, wenn er noch gelebt hätte, Ja gesagt? Obwohl wir im 'frauenfreundlichen' Rudolfstetten wohnten: ich bin nicht sicher. Dass meine Mutter abstimmen und wählen wollte, war dagegen klar.

Hat uns selbst die Diskussion beschäftigt? Vermutlich schon. Dass die 'Frauenfrage' Thema in der Bez war, zeigt jedenfalls ein Artikel in der Schulzeitung Nummer vier vom Dezember 1970.