Die Doppel-LP war seit dem Oktober 70 auf dem Markt, im Oktober 71 kam das Musical in New York zur Uraufführung, und im Januar 72 war Jesus Christ Superstar in der reformierten Kirche Mutschellen zu sehen.
"Die Konfirmanden" machten wenige Tage vorher darauf aufmerksam:
Ein Projekt der Jungen – die Reformierten aus dem Konfirmandenunterricht zusammen mit katholischen Jugendlichen –, die "vor allem auch die älteren Leute herzlich" einluden; Rock-Musik in der Kirche, wo normalerweise Orgelklänge den Raum füllen. Wahrscheinlich waren sie recht stolz auf ihr Vorhaben: Religion im Kleid der Zeit.
In der Woche nach der Aufführung berichtet der Bezirksanzeiger darüber.
Es schwingt Wohlwollen im Artikel von D.W. aus Berikon mit: "Die jungen Leute haben die Rockoper 'Jesus Christ Superstar' in eigener Regie, vollkommen ohne Hilfe Erwachsener aufgeführt" – "ein äusserst gelungener Abend". Und selbstkritische Töne klingen an: "Uns Erwachsenen wurde bewusst, dass Rockmusik nicht nur Lärm bedeutet, sondern wie in dieser Oper, auch ergreifend und mitreissend wirken kann." Haben wir's nicht schon immer gewusst?
In der Schülerzeitung, die im Frühjahr erschien, nahm "Eine katholische Mutter" vom Mutschellen ebenfalls Stellung zur Aufführung: Sie habe in der reformierten Kirche "einen selten beglückenden Abend" erlebt. In der Diskussion, die nach der Aufführung stattfand, sei ihr klar geworden, "mit wieviel Eifer Ihr Euch mit religiösen Problemen auseinandersetzt." Die Jugendlichen sollten weiter ihren Weg gehen, rät sie, sollten sich nicht beeinflussen lassen. "Versucht jedoch eines nicht, alles logisch und wissenschaftlich erklären zu wollen! Hie und da hilft nur noch, einfach zu glauben." Ob das wiederum alle gern gelesen haben?