"Die Neujahrstage gingen ruhig vorüber. Auf die wenigen Millimeter Schnee der Weihnachtstage fiel in der Nacht vom Mittwoch auf den Donnerstag eine stabile weisse Decke von über 10 cm Neuschnee. Die Neujahrstage standen im Zeichen tiefer Kälte. Die Nächte hindurch minus 15 Grad Celsius, tagsüber zwischen minus 7 und minus 10 Grad. Der erste Januar schenkte uns einen herrlichen Sonnentag. Obwohl es recht kühl war, lockte dieser erste Tag des jungen Jahres zu einem Spaziergang.
Die Sylvesterveranstaltungen erfreuten sich landauf landab eines guten Besuches. Auf ein gutes Neues Jahr wurde herzhaft geprostet.
Am Samstag blieben die Ladengeschäfte geschlossen. In der Stadt herrschte grosse Ruhe. Mit dem Sonntag gingen die erholsamen Tage zu Ende."
So steht es im Bremgarter Bezirksanzeiger Anfang Januar 1971.
Heute, 50 Jahre später, können wir ja versuchen, uns in unsere jugendlichen Köpfe von damals zurückzuversetzen. Das geht nur sehr annäherungsweise, gelingt vielleicht in kurzen Momenten, in denen die damalige Zukunft, die jetzt schon längst vergangen ist, sich auflöst; weg ist.
Denn wir wussten ja noch nicht, damals, dass das Jahr 1971 uns John Lennons Album 'Imagine' bringen würde, 'Who's Next' von den Who oder Carol Kings 'Tapestry' oder 'Led Zeppelin IV'. Wir wussten noch nicht, dass Lynn Anderson den Song 'Rose Garden', George Harrison 'My Sweet Lord' schreiben würde.
Wir wussten noch nicht, Anfang 1971, dass schon bald die Männer in der Schweiz ihren Frauen erlauben würden zu wählen und abzustimmen; Grossbritannien sich für den Eintritt in die europäische Gemeinschaft entscheiden würde, aus der sie jetzt eben wieder austritt; dass sich Ostpakistan im Krieg von Westpakistan lösen und zu Bangladesch werden sollte; dass in Kanada eine Organisation namens Greenpeace gegründet würde, die mit ihren Aktionen schon bald für Aufsehen sorgen sollte.
Wir wussten noch nicht, dass Joe Frazier Muhammad Ali im 'Boxkampf des Jahrhunderts' bezwingen würde, der spätere Radrennfahrer Lance Armstrong auf die Welt kommen und die frühere Modeschöpferin Coco Chanel sie verlassen würde.
Und von unseren vielen ganz privaten Freuden und Leiden in jenem Jahr 1971 hatten wir auch noch keine Ahnung.