4. Mai 1972, Donnerstag: erstmals Konfirmandenunterricht

Wir wussten es nicht aus der Zeitung. Aber wir wussten es, und in der Zeitung stand es auch:

Bremgarter Bezirksanzeiger, 4.5.1972

Der Religionsunterricht war nach der dritten Klasse als Pflichtfach beendet worden. Für die Reformierten unter uns geht es jetzt weiter mit dem Konfirmandenunterricht. Eigentlich keine Schule mehr. Aber am Ende dieses Unterrichts sollten wir konfirmiert und damit zu mündigen Mitgliedern der Kirche werden.

Und was machten unsere katholischen SchulkameradInnen? Sie hatten diesen Schritt längst hinter sich, waren in jüngeren Jahren gefirmt (nicht etwa 'firmiert'!) worden. Die Firmung gab es nicht jedes Jahr, das hing immer davon ab, wann der Bischof in der Gegend war. Er nahm die Firmung vor.

(In Klammern nur: Sowohl zur Firmung als auch zur Konfirmation war es recht üblich, dass den jungen Menschen, die nun in den Kreis der Kirche aufgenommen wurden, eine Uhr geschenkt wurde. Pia erhielt eine zur Firmung, und in der Zeitung warb etwa die Firma Mühlemann in Bremgarten:

Bremgarter Bezirksanzeiger, 2.3.1972

Die Reformierten wurden also später in die Kirche aufgenommen; erhielten später eine Uhr geschenkt. War es vielleicht deswegen, dass viele von ihnen ohne Uhr herumliefen und manchmal verspätet in die Schule kamen? Klammer geschlossen.)

Bei uns Reformierten also: Immer am Donnerstagabend um halb 7. Schon allein durch die späte Ansetzung unterscheidet sich der Konf von der Schule; und er findet auch nicht im Schulhaus statt, sondern in der Kirche in Widen.

Den 'Lehrer' kannten wir noch nicht. Er war aber auch noch neu in der Gegend: erst im letzten Dezember als Pfarrer gewählt worden, erst vor wenigen Tagen in sein Amt eingesetzt. Am 4. Mai titelt der Bezirksanzeiger:

Ende April war schon einmal ein Foto des Neuen publiziert worden, zusammen mit der Ankündigung seiner 'Offizialisierung':

Bremgarter Bezirksanzeiger, 27.4.1972

Jung, lockere Krawatte, modischer Backenbart – lässer Typ.

Die Einsetzung von Ewald Scholer wird auch eine Art Antrittsvorlesung gewesen sein. In der Zeitung hiess es anschliessend: "Nach der Einsetzung verlas Pfarrer Scholer den Bibeltext: 'Ein anderes Fundament als das, welches gelegt ist, kann niemand legen, es ist Jesus Christus'. Von diesen Worten her legte er dar, was christlich ist und welche Funktionen der Pfarrer in der Gemeinde hat."

Bremgarter Bezirksanzeiger, 4.5.1972

Anschliessend gab's Mittagessen, und der Fotograf war auch dabei.

Bremgarter Bezirksanzeiger, 4.5.1972