22. September 1972, Freitag: Beim Arzt

Dr. med. Franz von Streng hatte seine Praxis am Risiweg 3. Heute kann man dort mit Google vorfahren:

Ja genau. So sah es auch damals aus.

Spätestens seit Herbst 1970 kannte ich die Praxis: Schmerzen im Handgelenk.

Läuten, eintreten. Vorbei bei der 'Arztgehilfin', dann im Sprechzimmer Platz nehmen. Den Ärmel zurücklitzen. Dann platziert Doktor von Streng oben und unten am Handgelenk je einen leicht feuchten, kompakten, viereckigen Schwamm; darauf eine Metallplatte mit einem kleinen Stöpsel; ein Gummizug rundherum fixiert das Ganze, und jetzt werden die Platten unter Strom gesetzt. Die Nadel am Apparat daneben bewegt sich langsam aufwärts, und im Handgelenk beginnt es zu surren. Dr. von Streng fragt nach, und als es gehörig surrt, aber doch nicht zu viel, hört er auf, am Regler zu drehen. Geht hinaus und lässt die Elektrizität ein paar Minuten wirken.

Ich war mehr als einmal in der Praxis von Dr. von Streng, wenn das Handgelenk nicht in Ordnung war.

Aber am Freitag, dem 22. September 1972, war es nicht das Handgelenk, sondern das Fussgelenk.

Garantiert im Turnen passiert oder beim Sport. Ist aber auch nicht so wahnsinnig verwunderlich: Wir wachsen noch, in der Schulzeit, unser Körper verändert sich schnell, "… der Knochen wächst und die Strukturen, zum Beispiel Sehnen und Bänder, hinken hinterher", lese ich im Internet.

Dr. von Streng hat am Risiweg 3 in Bremgarten, wo er nicht nur seine Praxis hat, sondern auch mit seiner Familie wohnt, zwar schon Platz, aber doch nicht genügend, um alles zu archivieren. Und so kommen die Röntgenbilder ein paar Tage später per Post zu uns nach Hause.

PS: Der Strom-Apparat hatte natürlich auch einen Namen: Novodyn (merci, Claudia!). Im Internet wurde letzthin sogar noch einer verkauft – Occasion natürlich: