Geschichte in der zweiten Bez

Von 1291 bis zur Reformation

Der Lehrplan von 1972 ist sicher näher an unserer damaligen Realität als jener von 1936, der offiziell immer noch in Kraft war.

Der Plan von 1972 sieht Folgendes vor, wobei die Titel am linken Rand die verbindlichen Themen sind, "die nach rechts gerückten Kapitel als Auswahlstoff zu betrachten, denen der Lehrer je nach Neigung und Auffassung mehr oder weniger Gewicht und Zeit zumessen darf."

Lehrplan für Bezirksschulen, 1972, Seite 22

Die Anfänge der Eidgenossenschaft

Die erste Bez hatte im Fach Geschichte mit den Kreuzzügen geendet, und nun wandten wir uns der alten Eidgenossenschaft zu. Zu Beginn, klar: 'Der Bundesbrief von 1291'. Von da geht's zügig zum Morgartenkrieg 1315 und zu den acht alten Orten, diese "Einzigartige Verbindung zwischen Städtern und Bauerngemeinden" (UR, SZ, UW, LU, ZH, ZG, BE, GL). Im Vorbeigehen werfen wir einen Blick auf das Zunftwesen in Zürich und die Zustände in Bern und Umgebung. Es folgt der Sempacherkrieg 1386 ("entscheidende Auseinandersetzung zwischen Fürsten und Adel einerseits, Bauern und Städtern anderseits" ) mit dem Sieg der Eidgenossen und der Verdrängung Österreichs "von den Zugängen zu den Alpen" .

Neben verschiedenen Schlachten schauen wir uns den Pfaffenbrief von 1370 an, als "Anfang einer gesamteidgenössischen Gesetzgebung" , und den Sempacherbrief von 1393, der das Verhalten im Krieg regelte.

Bemerkenswert der folgende Titel: 'Die Ausbreitung der Freiheit'. Was darunter fällt: die oft schmerzhaften Zuzüge von Appenzell, Wallis, Graubünden und Tessin. Dass der 'Eroberung des Aargaus' ein eigenes Kapitel gewidmet wird, ist naheliegend. Das Gebiet wird erobert, der Begriff 'Gemeine Herrschaft' eingeführt: Der Aargau ist – neben den vollberechtigten Kantonen und den 'zugewandten Orten' – Untertanenland!

Den 'Alten Zürichkrieg' in den 30er- und 40er-Jahren des 15. Jahrhunderts, mit der Schlacht bei St. Jakob an der Sihl 1443 als Höhepunkt, gibt's dann in Wort und Bild:

Ein Jahr später schon die Schlacht bei St. Jakob an der Birs, diesmal die Eidgenossen gegen die Franzosen.

Der Burgunderkrieg (1474 – 1477)

"3 Persönlichkeiten bestimmten die Geschicke des damaligen Europa: Ludwig XI von Frankreich: Erster moderner Herrscher Frankreichs, diplomatisch gewandt und skrupellos; Karl der Kühne: Herzog von Burgund: er besass die Niederlande, Flandern, das Herzogtum und die Freigrafschaft Burgund, Luxemburg. (…) Friedrich III: Er brachte die Kaiserkrone für dauernd an Habsburg." Das war sozusagen die Ausgangslage. Die Bündnisse waren wechselnd, aber die Eidgenössischen Krieger hatten eine Glückssträhne, sozusagen, aus der dann der Spruch erwuchs: 'Karl der Kühne verlor bei Grandson das Gut, bei Murten den Mut, bei Nancy das Blut'. Zur Bedeutung der Burgunderkriege notieren wir unter anderem, dass sich die Eidgenossen den Ruf militärischer Unüberwindbarkeit erwarben und: "Das Reislaufen wurde zum eigentlichen Nationalberuf" .

Ich glaube, wir hatten Freude an einem Begriff, der im Zusammenhang mit den Burgunderkriegen auftauchte: der 'Saubannerzug': vorwiegend Innerschweizer Krieger, die die Beute eintreiben wollten, auf die sie Anrecht zu haben meinten, und dabei auch einige eidgenössische Städte bedrohten. Jedenfalls zeigten sich da und dort Konflikte zwischen den Städten und der Landschaft, die schliesslich Bruder Klaus auf den Plan riefen, der das Stanser Verkommnis von 1481 vermittelte.

Es folgte Krieg auf Krieg. Jetzt der Schwabenkrieg. Maximilian I., seit kurzem Kaiser, will die Eidgenossenschaft fester ans Reich binden. Das will diese wiederum nicht, und so kommt es bei Dornach am 22. Juli 1499 zur entscheidenden Schlacht. Die Eidgenössischen Truppen obsiegen, und zum Frieden von Basel im gleichen Jahr schreiben wir: "Dieser Friede brachte die tatsächliche Ablösung vom deutschen Reich, ohne dass die Trennung jedoch formell ausgesprochen wurde (erst 1648)." Am Rand des Heftes steht eine Note, und daraus würde ich schliessen, dass damit die erste Hälfte der zweiten Bez zu Ende ging.

Die italienischen Feldzüge

Nach den Herbstferien – wenn die Vermutung zutrifft – ging es gleich auf den Schlachtfeldern weiter. Eine Zeit, da "die Schweiz von 1500 – 1515 Grossmachtpolitik betrieb." In allen grossen Heeren zogen ihre Söldner, die Reisläufer, mit. Im Pavierzug 1512 schlugen sie zusammen mit den Truppen des Papstes und jenen Venedigs die Franzosen unter Ludwig XII und sicherten sich das Gebiet bis Domodossola, Bormio, das Veltlin und Chiavenna – sie hatten quasi Gebiete im 'Ausland' erobert. In Novara ging es 1513 noch einmal gut, doch dann kam 1515 und damit auch die Niederlage bei Marignano. Ein Kapitel 'Die Eidgenossenschaft am Ende des Mittelalters' gibt schliesslich einen Überblick über den Stand der Dinge und fasst zusammen: die 13 'alten Orte', die 'zugewandten Orte' und die 'gemeinen Herrschaften'.

Aus der Endzeit des Mittelalters

Zuerst geht's um die Stadt: "Die mittelalterliche Stadt gleicht einer Burg. Ihre Bewohner heissen denn auch Burger, Bürger". Eine Burg mit Stadtrecht, Markt und Mauern.

Die Zähringer gründeten unter anderem Murten und Bern, die Grafen von Savoyen Morges und Yverdon, die Frohburger Olten und Zofingen, die Kyburger Baden und Frauenfeld, und die Habsburger: Brugg und Bremgarten.

Johannes Gutenberg "erfand den Buchdruck" und schuf die Voraussetzungen, "das geschriebene Wort wesentlich rascher als bisher und in viel grösseren Auflagen zu verbreiten. Das Lesen wurde breiten Schichten geläufig – Ein Zeitalter allgemeiner, weltweiter Bildung begann."

Die Zeitenwende um 1500 bringt einen Wandel in der Architektur – weg von der Gotik, hin zu griechischen und römischen Vorbildern; einen Wandel in der Malerei – weg von biblischen Gestalten vor Goldgrund hin zu weltlichen Szenen in natürlicher, perspektivischer Landschaft; einen Wandel im Blick auf den Menschen: weg von der Ausrichtung des Lebens auf Gott und die Ewigkeit, hin zu einer Ausrichtung auf die Welt – und auf sich selbst.

Damit sind wir bei den Humanisten angelangt, ihren Zielen und Vertretern. Und da kommt wohl Erasmus von Rotterdam vor, ausführlicher aber 'Der Florentiner Machiavelli'. Allerdings auch mit einem Kommentar: "Eine Dosis von diesem Machiavellistischen Gift ist in der Staatenpraxis der ganzen modernen Welt nachzuweisen." Der wohl realistische Blick von Ernst Grossholz auf die Welt?

Die Renaissance ist zwar im Heft nur kurz abgehandelt, aber sie hat den Weg auf das Deckblatt von gleich zwei Sudelheften gefunden, mit dem gleichen Jubelruf:

Wenn man vom Bombast der Titelgestaltung auf meinen damaligen Enthusiasmus für ein Thema schliessen kann, dann standen die Entdeckungsfahrten ganz weit oben:

Diaz, da Gama, dann Kolumbus mit der Entdeckung Amerikas, später die erste Weltumsegelung: losfahren mit fünf Schiffen, "die wir heute Fischkutter nennen würden" , und ankommen mit einem einzigen und ohne den Leiter des Unternehmens, Magellan: er kam auf den Philippinen ums Leben. Lehrer Grossholz zeigt sich im Blatt, das er uns dazu ausgeteilt hat, beeindruckt: "… unkund des Weges, ohne Karten und Kenntnisse der zu befahrenden Wege und Meere, unternahmen Männer das Wagnis, die Weiten fremder Ozeane auszumessen. Der Hitze und der Kälte, dem Sturm und der Flaute preisgegeben, von brackigem Wasser, altem Zwieback, ranzigem Speck sich nährend, dem Hungertod, der Verzweiflung, der ungeheuren Einsamkeit trotzend, vollbrachten sie ein weltgeschichtliches Werk: …"

Nach den Entdeckungen die 'Eroberungen': Mexiko, Peru. Und schliesslich, in der neuen Welt: die Versklavung von Teilen der dortigen Bevölkerung. "(…) die brutalen Sklavenjagden, die harte Zwangsarbeit" führten dazu, dass die einheimische Bevölkerung "fast völlig" ausstarb. "Aber nun wurde die Qual nur einem andern Volk auferlegt. Man schiffte hunderttausende von Negersklaven nach Amerika. (…) Die Menschenjagden in Afrika nahmen jetzt einen entsetzlichen Umfang an."

Die Glaubensspaltung

"Das Abendland verdankte der Kirche viel." Es machten sich nun aber auch "Entartungen und Missstände" breit. Dann kam Martin Luther mit den 95 Thesen, die er 1517 ans Portal der Wittenberger Schlosskirche nagelt. "Gewaltiger Eindruck der Schriften Luthers: sprunghafter Anstieg der Buchproduktion." Luthers Ideen und sein Kampf um die Reformation sind recht ausführlich dargestellt, auch seine Übersetzung der Bibel ins Deutsche: "Weder vor noch nach ihm hat je ein einzelner Mann einen solch ungeheuren Einfluss auf die Entwicklung unserer Sprache ausgeübt." (Bemerkenswert hier die Weiterführung des Gedankens: "Luthers Deutsch musste allerdings noch manche Wandlungen durchmachen bis zur heutigen neuhochdeutschen Schriftsprache. Erst die Dichter der Goethezeit (von 1770 an) haben Luthers Werk vollendet; sie sind unsere klassischen Dichter geworden.")

Fast parallel dazu in der Schweiz: Huldrich Zwingli. Er ist bei Marignano dabei und bekämpft seither das Söldnerwesen, das Reislaufen; vertritt vor der weltlichen Obrigkeit seine reformatorischen Thesen – und wird von dieser unterstützt: Bilder und Orgeln werden aus den Kirchen entfernt, Klöster aufgehoben, Zürich wird "der erste vollständig reformierte Staat Europas." Gleichzeitig ist das aber auch Ausgangspunkt der Religionskriege innerhalb der Eidgenossenschaft.

Neu: die Matrizen-Blätter

In der zweiten Hälfe der zweiten Bez endet die Zeit, da wir alles von Hand ins Heft eintragen müssen. Die Matrizenblätter tauchen auf, und zwar gleich in ihren beiden Erscheinungen: die Blätter, die in der Regel etwas rauer sein durften, mit schwarzer Schrift; und jene, deren Oberfläche feiner sein musste, damit die lila-violette Farbe darauf kleben blieb – und die immer so nach Sprit rochen, dufteten, dass man davon fast einen Schwips bekam.