Pia und die Pausenbrötli

Die Frage in die Runde: was kommt euch beim Begriff 'Schulhauskiosk' in den Sinn?

Ein ganz kleiner Moment nur, und dann ist der Name da: Pia. Pia, die den Kiosk in der unteren Ecke des Schulhausplatzes führte, dort, wo es hinuntergeht in die Promenade.

Und was verkaufte sie uns?

… und Föifer-Möcke und Coci-Frösche und was es sonst noch alles gab in diesem Kiosk. All das und noch viel mehr kauften wir in den Pausen. Wobei 'kaufen': in der Schülerzeitung [Link] hatte sich Pia bitterlich beklagt: mit den SchülerInnen mache sie "sehr schlechte" Erfahrungen, "es wird andauernd gestohlen".

Pia. Sie muss ein schwieriges Verhältnis zu uns gehabt haben: in den grossen Pausen gab's regelmässig einen Ansturm auf den Kiosk, eine ganze Traube bildete sich vor der Auslage, und sie musste wie ein Häftlimacher aufpassen, dass sich nicht der eine oder andere bediente, während sie das Geld zählte. Entsprechend grantig war sie immer. Auf der andern Seite brachten wir ihr auch ein sicheres Einkommen.

Pia hiess einfach Pia, auch wenn sie nicht mehr die jüngste war. Niemand nannte sie anders. Und bei der Frage, wie wohl ihr Familienname war, wusste zunächst niemand Bescheid. Bis sich Hömi auf whatsapp meldet: Villiger habe sie geheissen, "bin 99% sicher". 'Pia Villiger' und 'Bremgarten' ergibt dann im Internet einen Treffer bei den Erinnerungen des 1951er-Jahrgangs, der in Bremgarten in die Schule und bei Pia Villiger "Pausenbrötli mit Cowboybildli" kaufen ging. Bei der weiteren Suche taucht dann auch der Begriff 'Villigerhüttli' auf.

Villigerhüttli, so habe man früher den Kiosk genannt. Das sagte der Autor Silvio Blatter jenen, die ihn auf einen 'literarischen Spaziergang' durch Bremgarten begleiteten und denen er aus seiner Kindheit und Jugend in Bremgarten erzählte. So steht es im Blatt der Freiämter, das einen Reporter mit auf den Spaziergang schickte*. Villigerhüttli deshalb, weil der Kiosk ursprünglich von seinem Grossvater, Jakob Villiger, betrieben worden sei. Auch er selber sei häufig am Kiosk anzutreffen gewesen, wird Blatter zitiert. Und eben, später habe Pia Villiger den Kiosk geführt, eine Tochter des Grossvaters und Schwester seiner Mutter. "Ich könnte ein Buch über den Kiosk schreiben", heisst es im erwähnten Artikel, und Spuren des Kiosks und seiner Tante Pia Villiger finden sich auch in Blatters Büchern. Ich habe Blatter angefragt, ob er mir etwas erzählen könne zum Kiosk und zu 'Pia', ich würde gern den einen oder andern Ton von ihm auf dieser Seite einbauen. Das wollte er dann aber nicht und verwies auf seine Bücher.

Doch zurück zu unseren eigenen Erlebnissen am Kiosk. Ja, wir posteten dort manchmal auch Heftli, wie Blatter. Aber die will ich jetzt hier weglassen und mich beschränken auf das, was wir dort chrömlen konnten – die Auswahl hier ist massiv unvollständig!

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Ende Juni 1971 / 2021