27. April 1970, Montag: der erste Tag in der 2b

Um 8 Uhr standen wir alle im Musiksaal, zusammen mit den andern Zweitklässlern, den Dritt- und Viertklässlern. Um 8 Uhr 45 mussten wir in den Schulzimmern sein – dann war der Musiksaal für die Kleinen reserviert.

Anfang der ersten Klasse, als wir die Kleinen waren, waren wir 28 gewesen. Anfang der zweiten wuchsen wir auf 29. Drei waren nicht mehr dabei: Mariza, Ursula und Werner; dafür kamen vier Neue: Ralph, Peter, René und Ruth.

Bernhard – Beni – Knecht notierte sämtliche Klassen schön säuberlich in die Schulchronik.

Knecht hatte Jahrgang 1942, er war also im April 1970 noch 27- oder 28-jährig. Und bereits Rektor. An der Bez Bremgarten hatte er im November 1966 als Vikar für Deutsch, Geschichte und Latein begonnen. Im Herbst 68 nahm er zweieinhalb Wochen Urlaub, um sich für auf Bezirkslehrer-Patent vorzubereiten.

Dass das Führen der Schulchronik nicht seine Passion war, zeichnete sich schon früh ab: Während er in der neuen Klasse 1a noch schön die Geburtstage aller Schülerinnen und Schüler eintrug, erlahmte sein Eifer bereits bei der 1b. Diese Liste sämtlicher Schülerinnen erstellte er auch nur während seinem ersten Jahr als Rektor – danach folgen in der Schulchronik nur noch leere Seiten. Und während Vorgänger Bundi zehn Jahre lang alle Ereignisse eingetragen hatte, die ihm von einiger Wichtigkeit schienen, fing Knecht damit gar nicht erst an.

Was lief sonst noch in diesen Tagen? Am 24. April hatten die Chinesen einen Satelliten in eine Umlaufbahn um die Erde geschossen und waren damit – nach den USA, der Sowjetunion, Frankreich und Japan – die fünfte Weltraummacht geworden. Und auf der Front des Bremgarter Bezirksanzeigers vom 28. April nahm jemand gegen eine Volksinitiative Stellung, die auch uns Schüler in den folgenden Monaten umtreiben sollte: Die Schwarzenbach-Initiative.