Geographie in der dritten Bez

In der ersten: Die Schweiz. In der zweiten: Europa. In der dritten: Afrika und Amerika.

Ich war, als wir uns in der Schule Afrika zuwandten, schon einmal dort gewesen: Ferien in Tunesien, 1970. Aber ich hatte schon vorher Bilder im Kopf über Afrika, aus meiner frühen Lektüre, die manche damals nicht Lektüre nannten, weil es keine Lektüre war. Das waren Comics. Oder vielleicht noch (Schund-)Heftli, Mickey Mouse, Donald Duck, … . In der Primarschule in der Westschweiz kamen die Comics auch in Büchern daher, und zu meinen ersten Büchern gehörten jene mit Tintin. Diese Liebe ist nie erkaltet, nicht in der Bez, nicht später. Aber jetzt, im Frühling 1971: Afrika!

Zuerst Allgemeines: die Lage auf dem Erdball, die gigantischen Ausmasse (Die Nord-Süd-Distanz "entspricht einer Entfernung von Zürik [!] bis Korea"), ein Überblick über die Staaten mit ihren Hauptstädten, in wessen kolonialer Abhängigkeit sie noch standen bzw. wann sie unabhängig wurden. Angola, Moçambique, das heutige Guinea-Bissau sind noch portugiesische Provinzen. Zu Frankreich gehört noch Französisch Somaliland, zu Spanien die 'Spanische Sahara', heute die 'West-Sahara', ein Gebiet, das Marokko für sich reklamiert. Die allermeisten Länder sind in den 60er-Jahren unabhängig geworden, vorher waren sie Kolonien europäischer Staaten. Sie sind unabhängig geworden, als wir Kinder waren. Jetzt, wenige Jahre später, als wir uns dem Kontinent zuwandten, waren sie frei. Und: Burkina Faso heisst noch Obervolta, Benin heisst Dahomey, Eritrea ist noch Teil von Äthiopien, und und und.

Das Klima. Die Sonneneinstrahlung und der wandernde Zenit-Stand der Sonne zwischen den Wendekreisen auf den beiden Halbkugeln der Erde sind neue Begriffe, ebenso die tropische Zone bzw. die Tropen. Durch das Pendeln der Sonne ergeben sich auch die unterschiedlichen Jahreszeiten im Norden und im Süden.

Viel Sonne – viel Verdunstung – viel Regen! Die Zenitalregen und die Mittagsregen, die dem Zenitstand hinterherwandern mit einem Abstand von etwa vier Wochen und die Regenzeiten mit sich bringen.

Als Folge davon: unterschiedliche Gebiete: der tropische Regenwald, die verschiedenen Typen von Savannen (Feucht-, Trocken-, Dornsavanne).

Das Wandern der Sonne bestimmt aber nicht nur, wie oft und wie stark es zwischen den Wendekreisen regnet; es schafft auch die Winde! Wo die Sonne am höchsten ist, steigt die Luft hoch, wandert gegen die Pole und sinkt in den Rossbreiten – zwischen 25° und 35° – wieder hinab. Von dort wehen sie als Passatwinde wieder dem Äquator zu. Und wegen der Erdrotation wehen die Passatwinde nicht aus Norden und Süden, sondern aus Nordosten und Südosten: der Nordostpassat und der Südostpassat.

Grossholz verteilt uns zum Klima eine ganze Menge von Matrizenblättern:

Und wir haben dann ergänzt:

Und dann ging's los mit einzelnen Ländern! Und auch mit einer neuen Art des Unterrichts. Grossholz gab uns auf, uns mit einem bestimmten Land oder Gebiet vertraut zu machen und darüber eine Arbeit zu schreiben. Darüber hinaus sollten wir eine Zusammenfassung schreiben und diese an alle in der Klasse verteilen. Diese Zusammenfassung sollten wir dann in unsere Hefte übertragen. Und schliesslich konnten – oder mussten? – die AutorInnen die Hefteinträge prüfen. Das sieht man dann an ihren Unterschriften. Ganz schön aufwändig. Über diese Methode aber an anderer Stelle.

Als erstes Land:

Wer Algerien beackert hat – keine Ahnung.

Als nächster war ich an der Reihe, mit Tunesien.

Marokko wiederum: ohne Autorin.

Für die Sahara war Röbi zuständig…

und für die Oasen Alfi.

Ein Schwerpunktland war Ägypten, das aufgeteilt wurde in den Nil, den Dani uns näher brachte…

… das Land im Allgemeinen: Roland…

…und schliesslich die alte Geschichte, Spezialgebiet von Peter:

Stefan wurde Spezialist die Tierwelt Afrikas näher:

Anita setzte einen Schwerpunkt bei den Tropenkrankheiten. Dieses Thema habe ich ganz offensichtlich nicht ins Heft übertragen. Aber die Methode hatte ja den Vorteil, dass man auch einfach die Matrize ins Heft kleben konnte!

Und als Abschluss: Südafrika. Wer dafür zuständig war: ich habe keinen Hinweis gefunden.

Es war sicher Herbst, als wir Afrika hinter uns liessen und uns Amerika zuwandten.

Verblüffend, aber völlig zutreffend, wenn man es genauer anschaut: "Südamerika liegt südöstlich von Nordamerika, und nicht, wie man leicht glaubt, im Süden von ihm."

Die Aufteilung der beiden Teile Nord- und Südamerika mit den mächtigen Gebirgsketten der Kordilleren, die sich von Alaska bis hinunter nach Feuerland erstrecken, dem abgetragenen Schollengebirge der Appalachen in den USA, dem abgetragenen Schollengebirge, das das Brasilianische Bergland bildet. Die Tatsache, dass beide Teil-Kontinente im Norden breit sind und sich nach Süden verschmälern, und dass Gebirge in ost-westlicher Richtung fehlen: beides hat Auswirkungen auf das Klima.

Die Bevölkerung: Zum Einen die Ureinwohner: "Indianer und Eskimos im Norden, Indios im Süden."  Zum Zweiten die "Einwanderer": vor allem aus Grossbritannien, Frankreich und Deutschland in Nordamerika, aus den romanischen Ländern in Südamerika. Weiter die "Neger: (ca. 40 Millionen) In den Südstaaten seit 1506 als Sklaven aus Afrika nach den Pflanzungen gebracht." Bei den "Mischlingen" unterscheiden wir die "Mestizen", die "Mulatten" und die "Zambos".

Ein Exkurs in die Geschichte beginnt bei den "ältesten Menschenspuren": 20'000 Jahre vor Christus, in Nevada. Um 1000 n.Chr. dann die Normannen mit Erik dem Roten und Leif Erikson. Weitere Zahlen und Namen: 1492 (Kolumbus landet auf San Salvador) – 1513 (Balboa am Atlantik) – 1520 (Cortez zerstört das Reich der Azteken) – 1620 (Landung von Pilgervätern im heutigen Massachusetts) – 1681 (Penn kauft Siedlungsland). Dann das Ringen der verschiedenen Kolonisatoren aus Europa um Besitz und Einfluss, und wie sich die Geschichte noch in den heutigen Namen spiegelt: Arizona (spanisch: arida zona), Minnesota (indianisch: trübes Wasser), Louisiana (französisch: Louis XIV).

Die verschiedenen Länder:

Einen Schwerpunkt bezüglich amerikanischer Wirtschaft legt Grossholz auf die Weizenproduktion in Kanada, verteilt uns dazu das 'Arbeitsblatt 1': Eine Mischung aus Information und Fragen, deren Antworten wir auf dem Blatt einzutragen haben.

Die Weizen-Monokultur macht die Bevölkerung abhängig von guten Ernten, die Mechanisierung kostet viel Geld, und zudem wird der Boden zerstört, indem ihm nach und nach die Nährstoffe entzogen werden. Abhelfen könne da unter anderem "Stripfarming", "etwa 100 m breite, meilenlange Streifen von Ackerland und ungepflügtem Grasland", die sich abwechseln.

Grossholz ist auch Geschichtslehrer und verbindet die Themen, etwa als es um die Weizenproduktion in den USA geht: "Viele Menschen in Europa und Asien verdanken allein dem amerikanischen Weizen, dass sie nach dem 2. Weltkrieg nicht verhungert sind (12 Millionen Tonnen 1947/48)". Und er weist auf die Probleme hin, die mit der aktuellen Produktion des US-Weizens in den USA verbunden sind: protektionistische Massnahmen in Europa gegen den billigen Import aus den USA, Absatzprobleme in den USA wegen der kanadischen Konkurrenz, Überproduktion, Arbeitslosigkeit.

Im Süden der USA: Baumwolle und die "Neger". Wohlhabende Weisse lassen sich im Süden nieder: sie haben das Geld, um grosse Landflächen und genügend Sklaven zu kaufen, um Baumwolle anzubauen. "Nach der Sklavenbefreiung 1865" bleibt die Mechanisierung lange aus: "Niemand wollte teure Maschinen kaufen, wenn er sowieso Arbeiter für die Erntezeit unterhalten musste. Diese konnten auch die übrige Feldarbeit verrichten." Als es dann aber gelingt, die Baumwolle maschinell zu ernten, hat dies auch Auswirkungen auf die Bevölkerung: "Der Süden wird menschenleer, die Neger ziehen in andere US-Staaten" – dorthin, wo bereits Industrie angesiedelt ist.

"Trotz aller Gesetze, die die Rassendiskriminierung der Neger verbieten, existiert besonders in den Südstaaten noch immer die Farbenschranke." In der "Einstellung der Weissen zu den Schwarzen" zeichne sich aber ein Wandel ab, heisst es im Heft: weil sie als Wähler und als Konsumenten wichtiger würden, die Armee sie gleich behandle, und nicht zuletzt wegen des neuen Bürgerrechtsgesetzes, das Präsident Johnson 1964 unterzeichnet habe.

Eine ganze Reihe von Faktoren hat dazu geführt, dass an den Grossen Seen eine der "grössten Industriezonen der Welt" entstanden sei. "Automatisierung, standardisierte Produktion, Konzentration und Trusts sind die Grundmerkmale der heutigen amerikanischen Industrie."

Es gibt immer Gründe, weshalb gewisse Orte sich entwickeln. Bei New York war es, wie wir in unsere Hefte schrieben, nicht zuletzt eine Kombination aus geografischer Lage und technologischer Entwicklung: "New York liegt vor der einzigen Verkehrslücke der Appalachen – der Hudson Mohawk-Senke. Der Erie-Kanal (1825) senkte die Frachtkosten von Buffalo für 1 t von 100 $ auf 5 $. Damit war das grösste und reichste Hinterland der Welt unverlierbar an den Hafen New Yorks angeschlossen."

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18. August 2021