31. Oktober 1971, Sonntag: die ersten Frauen in Bern

Die Wahlen ins nationale Parlament hatten sich lange im Voraus angekündigt. Und seit die allein stimmberechtigten Männer den Frauen in der Schweiz am 7. Februar 1971 [Link zur Seite] das Stimmrecht zugestanden hatten, war klar: die Wahlen werden aussergewöhnlich.

12 Frauen wurden schliesslich gewählt, 11 Nationalrätinnen und 1 Ständerätin. Die Frauen im Nationalrat hiessen: Elisabeth Blunschy (CVP), Josi Meier (CVP), Hanny Thalmann (CVP), Tilo Frey (FDP), Martha Ribi (FDP), Liselotte Spreng (FDP), Hedi Lang (SP), Gabrielle Nanchen (SP), Lilian Uchtenhagen (SP), Hanna Sahlfeld (SP, nachgerückt) und Nelly Wicky (PdA). Und im Ständerat war es Lise Girardin (FDP).

Bild: Keystone, Aufnahme Juli 1972

Nicht gereicht hat es – damals – einer Frau aus dem Aargau, die für den Ständerat kandidierte. Sie hatte ein paar Jahre zuvor die Gruppierung 'Team 67' mitgegründet: Ursula Mauch. Sie und das 'Team 67' hatten in den Wochen zuvor auf den Seiten des Bremgarter Bezirksanzeigers intensiv Werbung gemacht.

Bremgarter Bezirksanzeiger, 28.10.1971

Mauch hatte einige Zeit mit der Familie in den USA gelebt und war dort mit den Autoren der Studie 'Grenzen des Wachstums' in Kontakt gekommen – die Studie sollte dann 1972 als Bericht des Club of Rome publiziert werden. Das widerspiegelt sich zweifellos in ihrer Aussage in der Wahlanzeige: "Unsere Gesellschaft wird in zwei bis vier Generationen ihre Lebensgrundlagen zerstört haben, wenn sie nicht hart und schnell umlernt und das unsere Zukunft gefährdende Wirtschaftswachstum zum Stillstand bringt."

Im ersten Wahlgang schaffte es nur einer der Kandidierenden aus dem Aargau in den Ständerat, der Bisherige Robert Reimann von der CVP. Er machte 62'198 Stimmen. Ursula Mauch landete mit 13'468 Stimmen weit hinten. Acht Jahre später, 1979, ging sie dann doch noch nach Bern, als Nationalrätin für die SP.

Ursula Mauch wohnte laut Wikipedia seit 1964 mit ihrer Familie in Oberlunkhofen. Eines der drei Kinder hiess und heisst Corine, Jahrgang 1960. Kurt Steimen meinte einmal, sie sei in Bremgarten in die Bezirksschule gegangen. Heute, 2021, ist sie Stadtpräsidentin von Zürich.

Von den Männern im National- und Ständerat – 244 minus 12 gleich 232 – soll hier nicht die Rede sein. Nur von einem:

Bremgarter Bezirksanzeiger, 2.11.1971

Mit Joseph Fischer hatte auch Bremgarten 'seinen' Nationalrat. Er kandidierte für die Republikaner, die 1971 erstmals antraten und mit 7 Sitzen die eigentlichen Gewinner der Nationalratswahlen waren.