Haben wir, ohne es zu merken, eine kleine Revolution verpasst?
1291 war in der Schweiz auch das Schulexamen eingeführt worden. Albert Anker hat es 1862 festgehalten, wie es war und ewig sein würde:
Klein-Heinrich steht an der Tafel und liest die Wörter, die mehrsilbigen Wörter, die dort stehen. Der Experte gleich daneben, damit er nichts verpasst, während der Lehrer mit dem Stock hinter dem Rücken das Geschehen aus einiger Distanz verfolgt. Die Väter der Kinder am separaten Tisch, Notizmaterial vor sich, es hat vorher geregnet. In den Bänken die Kinder, herausgeputzt für den speziellen Tag.
Ende des Schuljahres 1970/71 sassen wir beim Schulexamen genau gleich in unseren Bänken in Bremgarten, wenngleich auch niemand barfuss kam. Die Eltern waren da, vielleicht sogar eher die Mütter, der Inspektor, Herr Zehnder aus Neuenhof, schaute aufmerksam zu. Anschliessend war Zensur im Casino.
Und heuer, 1972? Heuer heisst es im Bremgarter Bezirksanzeiger nur lapidar: "Die Schulpflege Bremgarten hat – im Einverständnis mit der Lehrerschaft – das Examen an der Bezirksschule aufgehoben. Es wird fortan ersetzt durch zwei Besuchstage."
Zwei Besuchstage statt des Schulexamens: am Samstag, dem 15. Januar und am Montag, dem 17. Von einem Inspektor ist nicht die Rede, von einem 'Prüfungs-Programm' wie letztes Jahr auch nicht. Aus und fertig Schulexamen.