März 1972: Noch Prüfungen und anderes

Das Schuljahr geht zu Ende. In allen Fächern noch schnell Prüfungen, denn demnächst müssen die Noten fürs Zeugnis gemacht werden. Auch im Französisch. Am 16. März schreiben wir bei Lehrer Caduff die zehnte schriftliche Französisch-Prüfung in diesem Schuljahr, und eine Woche später, am Donnerstag, dem 23. März folgt eine 'Jahresprüfung', die sich über die ersten 50 Lektionen des Staenz erstreckt, unseres Franz-Buchs.

Die Lektion 50 hatten wir tatsächlich bereits hinter uns gelassen: am 20. März, dem Montag vor der Prüfung, hatten wir auch schon Französisch und mühten uns offensichtlich auf Seite 220 ab, die bereits zu Lektion 52 gehörte. Und ebenso offensichtlich waren wir gedanklich nicht ganz bei der Sache, waren noch in einer früheren Stunde, genauer bei Lehrer Bundi in Mathematik oder in Physik, und ich schreibe in den Staenz:

Unverkennbar der Bündner Dialekt! Hat er den Spruch nur einmal gebracht? Oder gehörte er zu seinem Repertoire? Zu wem sagte er ihn? Und was genau meinte er damit?

Wir haben uns in jener Stunde aber sicher auch auf Französisch unterhalten, und ein paar wenige Tage später und ein paar wenige Seiten weiter hinten, mitten in Lektion 53, auf Seite 225, war dann das Schuljahr im Franz vorbei.

Aber noch blieben ein paar Tage. Am Tag nach der Jahresprüfung im Franz machte Bundi sein Zeichen ins Physikheft, Zeichen, das besagte, dass er unsere Hefte 'abgenommen' hatte.

An jenem Freitag, dem 24. März, habe ich mich zuhause noch hingesetzt und nach Zürich geschrieben, der Firma Seyffer + Co., einer altehrwürdigen Firma, die Elektronik aller Art vertrieb. Was ich ihr geschrieben habe, lässt sich aus der Antwort der Firma erschliessen: Sie würden mir die gewünschten Unterlagen zustellen, wiesen aber gleichzeitig darauf hin, dass sie die Produkte dem Detailhandel abgeben würden; dass ich mich also, bei Bedarf, an ein Fachgeschäft wenden solle. In der Beilage: Ein Sony-Katalog, eine Sony-Preisliste, und ein Faltblatt mit dem Objekt meiner Träume:

Ein Tonband! Ein richtiges Tonband. Eine Wundermaschine, mit der man fast schon professionell aufnehmen – und dementsprechend auch klangvoll Musik abspielen konnte.

Das TC-630 gefiel mir ausnehmend gut. Doch es gab auch noch das N4450 von Philipps…

Vermutlich habe ich wochenlang darüber gebrütet, war wochenlang begeistert. Die Maschinen waren ja auch teuer. Und schliesslich hat sich der Traum verflüchtigt. Ziemlich sicher schwante es mir schon vorher, aber hier war mir später klar: Träumen reicht manchmal. Vielleicht ist es sogar schöner, als wenn der Traum in Erfüllung geht.

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PS, wenn ich schon am Fänen bin: In jenen Wochen fiel langsam auch ein Song aus der Hitparade, den ich damals ganz sicher auf dem Tonband aufgenommen hätte, wenn…


Link zum Song

Und noch ein PS: Viel später, bei der Arbeit beim Radio, bekam ich es dann doch noch mit Tonbändern zu tun, und zwar mit ganz edlen: den Revox-Bandmaschinen, die in den Studios standen. Bis auch sie Ende der 90er-Jahre wegdigitalisiert wurden.