Früher gab's in den Ortschaften den Beck Kuhn und die Metzgerei Meier und den Volg mit Gemüse und Früchten und sonst allerlei. Und in der Grossstadt, in Zürich, gab's die Warenhäuser: Jelmoli, ABM, EPA und so. Aber ein 'Shopping Center'? Englisch. Stand schon damals für alles Neue und Gute. Shopping statt posten. Heute sagen viele statt 'einkaufen' 'Shoppen'. 'Posten' gibt’s auch noch, es hat aber bei vielen eine ganz andere Bedeutung.
Und jetzt also das Shopping Center in Spreitenbach. Nicht weniger als das Paradies wurde einem da versprochen:
Und was darf nicht fehlen in einem modernen Paradies? Parkplätze!
Um 10 Uhr an diesem Donnerstag, dem 12. März 1979, ist es soweit: Das Shopping Center Spreitenbach öffnet seine Tore.
Eine Vielzahl von Läden, die sich alle "für eine gesunde, konkurrenzierende Partnerschaft unter dem gleichen Dach" aussprechen.
Sogar das Schweizer Fernsehen drehte einen längeren Beitrag nach der Eröffnung:
Und die NZZ schreibt am Tag der Eröffnung: "Am Mittwoch abend hat in Anwesenheit rund 1500 geladener Gäste, von Vertretern der Industrie, Finanz und Wirtschaft sowie der kantonalen und kommunalen Behörden im aargauischen Spreitenbach, 8 Kilometer vor den Toren Zürichs, die offizielle Eröffnung eines nach amerikanischem Muster konzipierten Shopping Centers stattgefunden, wie es die Schweiz bisher nicht gekannt hat."
Einen Tag darauf steht im Bremgarter Bezirksanzeiger, ein Redner habe gesagt, das neue Zentrum sei "für das Limmattal 'eine neue Lunge'". Ausserdem erwähnt der Reporter die wichtigsten Daten: 1 Kilometer Schaufensterfront, 25'000 Quadratmeter Verkaufsfläche, rund 50 Einzelhandelsgeschäfte und Dienstleistungsbetriebe, ein "Kinderparadies für die Kinder der Kunden", 7 Restaurants, 8 Kegelbahnen, 1 Hallenbad und 1 ökumenischer Andachtsraum.
Ohne Zweifel hat das Shopping Center im letzten Jahrhundert zum Aufschwung von Spreitenbach beigetragen: 1963 hatte die Gemeinde noch knapp 2900 EinwohnerInnen, 1972 waren es bereits 7200 und heute sind es 12'000.
Und jetzt, im März 2020, hat man Grund zum Feiern. Oder hätte man Grund zum Feiern…
…wenn nicht das Corona-Virus wäre. Anfang März kam die schlechte Nachricht, veröffentlicht auf shoppitivoli.ch: "Das Jubiläumsfest vom 12. bis 15. März 2020 wurde aufgrund der aktuellen Situation bezüglich Coronavirus abgesagt. Wir bedauern den Entscheid zutiefst, sind jedoch überzeugt, dass ein solches Fest zu einem anderen Zeitpunkt für alle Beteiligten mehr Sinn macht.
Beachten Sie bitte, dass somit auch der Sonntagsverkauf am 15. März nicht stattfindet."