9. August 1971, Montag: Mitglied beim WWF

1971 war das Jahr, in dem sich der Panda in meinem Kopf festsetzte.

Anfang der Sommerferien wohl hatte ich dem WWF in Morges geschrieben und mich nach Informationsmaterial erkundigt. Die Antwort aus Zürich, wohin meine Anfrage weitergeleitet wurde, trägt das Datum vom 14. Juli und ist in sehr freundlichem Ton gehalten. Trotzdem: "Leider müssen wir Ihnen mitteilen, dass wir keine Dokumentation oder Anschauungsmaterial über ostafrikanische Nationalpärke haben." Stand die Anfrage im Zusammenhang mit dem Geografie-Unterricht? Wir nahmen gerade Afrika durch, Stefan referierte über "Die Tierwelt Afrikas". Wie auch immer: die Karte des WWF schloss mit "…und hoffen Sie bald als WWF-Mitglied begrüssen zu dürfen!"

Die Hoffnung war nicht vergebens. Am Montag, dem 9. August, dem ersten Schultag nach den Ferien, irgendwann am Nachmittag, drückte der Posthalter in Rudolfstetten seinen Stempel auf den Einzahlungsschein als Quittung für die 5 Franken, die die Mitgliedschaft damals für ein Jahr kostete für 'Junioren' bis 25 Jahre (und 25 Franken für alle ab 26). Und der Einzahlungsschein galt auch gleichzeitig als Mitgliedskarte.

Heute kostet die Mitgliedschaft beim WWF pro Jahr für Jugendliche zwischen 7 und 18 Jahren 45 Franken, für Erwachsene 84. Aus dem 'World Wildlife Fund', wie er bis 1986 hiess, ist der 'World Wide Fund For Nature' geworden, eine einflussreiche Nichtregierungsorganisation (NGO), über die die Medien berichten, wenn sie einen Bericht veröffentlicht. 2020 arbeiteten nach WWF-Angaben weltweit über 4000 Angestellte für die Organisation und weitere 5 Millionen "activists"; die Einnahmen beliefen sich auf 888 Millionen Euro, die Ausgaben auf 738 Millionen.

Heute braucht der WWF eigentlich keine Werbung mehr. Aber das war noch anders, als wir in die Bez gingen. Und wie macht man am besten Werbung für eine Organisation, die sich für den Erhalt der Tierwelt einsetzt? Indem man Flyer verteilt zum Beispiel:

Link zum ganzen Text (PDF)

Haben wir das geschrieben? Tönt nicht so danach. Und ein Gang ins Sozialarchiv in Zürich, wo man einiges zur Geschichte des WWF findet, zeigt dann auch: der ganze zweite Teil deckt sich mit dem Editorial der Zeitschrift Panda, zweite Ausgabe des Jahres 1971.

Und der erste Teil? Jedenfalls: keine Quelle! Wie man korrekt zitiert, hatte Lehrer Caduff uns wohl noch nicht gesagt. Am Schluss dann nur: Bei weiteren Fragen: Dani oder mich fragen.

Man kann natürlich auch anders werben: man kann Kleber auf alles draufkleben…

… sich buttons an die Jacke heften…

…  und Aufnäher auf die Hosen nähen:

Mehrere Einzahlungsscheine zeugen davon, dass ich im Herbst 71 eine ganze Menge solcher Artikel gekauft habe.

Panda da und Panda dort und sicher alles getrieben vom Wunsch, etwas Gutes zu tun. Man sagt ja oft, die Jugend habe Flausen im Kopf, wolle die Welt retten oder zumindest Teile davon. Bei mir war das damals vermutlich schon so, und es boten sich in der Bez noch andere Möglichkeiten, sich uneigennützig zu betätigen. 'Bangladesh' etwa rief im Herbst 71 nach engagierten Jugendlichen, und im Herbst 72 weibelten wir dann mit unseren Marken, als es hiess: rettet die Flamingos des Lake Nakuru.