25. November 1972, Samstag: Ein Fez im Singsaal

Den Brief, den wir von der Schule erhalten haben, zuhanden der Eltern, habe ich nicht mehr – schade! Im Tagebuch habe ich nur notiert, dass darin stand: der Fez werde heute Samstag um 5 beginnen und um viertel vor 10 aufhören; und dass keine langsamen Platten gewünscht seien. Ausserdem müsse jede Klasse eine 'Produktion' bringen, "als Gegenleistung zum guten Willen der Lehrer, einen Fez zu veranstalten (!)." Und weil so ein Fest eigentlich nur für die Älteren sei, hätten nur die dritten und die vierten Klassen Zutritt.

Der Tag ist – sofern ich dem Tagebuch Glauben schenken kann – eigentlich ziemlich Bremgarten-Bezirksschul-historisch: Vorher hatte es so etwas noch nie gegeben: einen 'Schülerfez'. Schulpflege und Lehrerschaft hatten sich durchringen können, zweimal pro Jahr eine solche Party in der Schule zu veranstalten, und heute, eben: die erste.

Dass sie keine langsamen Platten wünschten: "Sie befürchteten wahrscheinlich, das ganze könnte zu einem 'Schmuskonzert' ausarten."

Ort des Geschehens: Bezirksschulhaus, Singsaal. Vielleicht wäre es gut, jetzt die Les Humphries Singers aufzulegen: Mexico

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Oder C. Jérôme: Kiss Me

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Und? Wie war der Fez? "Es ist kaum zu glauben, was eine Handvoll guter Platten und rechte Mädchen anrichten können." Aiaiai. "Die Stimmung steigerte sich im Laufe des Abends in eine wahre Euphorie. War es am Anfang eher still, so wurde es nach den ersten Produktionen, die viel zur Fröhlichkeit und Geselligkeit der Schar beitrugen, heiterer und lebhafter. Sie waren lustig gestaltet und wurden stürmisch beklatscht."

Die Lehrer – vielleicht war auch Fräulein Debrunner da, ich weiss es nicht mehr – hatten sich offenbar vorgenommen, locker zu sein: "Auch die Auftritte der Lehrer zum Tanz brachten regelrechte Begeisterungsstürme mit sich. Es war köstlich zuzusehen, wie sie sich im Takte der Musik wanden, manchen sah man es an, dass sie sich nicht zurechtfanden."

Der Abend entwickelte sich recht flott – fand ich jedenfalls. "Waren am Anfang die Knaben auf der einen Seite des Saales, die Mädchen auf der anderen, so gingen sie nachher bunt gemischt auseinander, die meisten fröhlich und glücklich. – Für mich ist das ein kleines Wunder, was die Musik da vollbracht hatte. Sie (…) brachte mich in engeren Kontakt mit anderen Schülern, was sonst in der Schule nicht möglich wäre. (…) Noch spät in der Nacht tanzte ich im Halbschlaf mit, müde, aber glücklich."